von AndyG » Sa 30. Jul 2011, 10:39
Der Name Callenberg steht unter den Mineraliensammlern synonym für Krokoit. Abgebaut wurde in verschiedenen Tagebauen nord- und südöstlich von Callenberg "Garnierit", ein Gemenge von Nickelsilikaten. Aus diesem Erz wurde in der Nickelhütte St. Egidien dann das Metall gewonnen.
Ersten Probebohrungen in den späten 1940er Jahren folgte dann 1960 der erste Tagebau, später unter dem Namen Süd I bekannt (1977 aufgelassen). Es folgten Süd II, Nord I, Nord II und der Erzkörper 7 (zwischen Nord I und Nord II gelegen, auch als Nord III bekannt), die zwischen 1988 und 1990 aufgelassen und verfüllt wurden.
DAS Mineral von Callenberg ist, wie angemerkt, der Krokoit. Dieses relativ seltene und in schönen Kristallen vorkommende Bleichromat wurde in zwei Vorkommen in den Jahren 1977 und 1982 entdeckt und sodann in "großem Stil" abgebaut. Zunächst konnte man sich keinen rechten Reim darauf machen, als der Bagger haufenweise knallrote Brocken freilegte: Realgar, Wulfenit - was sollte es nicht alles sein!
Krokoit war´s und zwar in einer Qualität, die man nur von der Typlokalität Beresowsk im Ural und von Dundas/Tasmanien kannte. Dementsprechend waren neben den Privatsammlern auch offizielle Stellen interessiert, insofern sich dieses Material zu Geld, sprich: Devisen, machen ließ. Ein sächsisches Bergbauunternehmen wurde beauftragt, den Abbau vorzunehmen. Die Krokoitstufen wurden aufgearbeitet, verpackt und wanderten westwärts.
Da fast alle großen Stücke immer weiter zerlegt wurden, sind heute bereits faustgroße Krokoitstufen von Callenberg selten. Das größte noch exisitierende Stück misst über 60 cm in der Breite. Da über Jahre hinweg Stufen gewonnen werden konnte, ist heute daran auf dem Mineralienmarkt kein Mangel. Fast alles ist aber wenig gutes Material. Da die Krokoite fast immer auf dünnen Klüften kristallisierten, sind die Kristalle beim Öffnen dieser Klüfte "notgedrungen" immer beschädigt worden. Freistehende Kristalle konnten 8 cm - und gerüchteweise noch mehr - erreichen. Mit intakten Kristallen gut besetzte Stufen oder sehr große Stücke sind heute entsprechend gesucht.
Begleiter des Krokoits ist häufig Coronadit in schwarzen, dicken Krusten, Pyromorphit, meist derb oder in kleinen Kristallen (ganz selten in bis 3 cm großen Prismen) und Mimetesit. Für Systematiker gab´s weitere Chromate wie zeisiggrüne Vauquelinitkrusten, unscheinbarer gelbbrauner Fornacit, kirschrote Phönikochroiteinsprenglinge und Embreyit, teils in orangefarbenen Kristallen! Recht große Cerussite, Plumbogummit als hellblaue Krusten und Vanadinit sind weitere bekannte Minerale aus dieser Paragenese. Hierher gehört auch der äußerst seltene Petterdit, der in fahlvioletten Beschlägen auftritt. Das Blei, was zur Bildung dieser Sekundärminerale vonnöten war, stammt aus dem dem Silicophit eingewachsenen Galenit, zumeist nurmehr als Hohlformen erkennbar. Aus verwittertem Bleiglanz hervorgegangene Bildung konnte auch ganz wenig gediegenes Silber nachgewiesen werden!
All diese Minerale stammen aus dem sogenannten "Silicophit", einem verquarzten Serpentinit in der Nähe eines Granitganges. Aus dem eigentlichen Abbauerz, dem nickelreichen Serpentin stammen auch einige schöne Minerale. Bekanntestes davon ist neben dem "Garnierit" selbst der Magnetit in bis zu 1,5 cm großen Oktaedern. Auch schöner traubiger Chalcedon kam vor, desweiteren Chrysotil-Gänge und weitere Mineralien wie Ilmenit oder Chromit (sehr selten).
Dem Interessierten seien zur Vertiefung zwei Literaturartikel empfohlen:
Leonhardt, H.; Leonhardt, W. (1991): Das berühmte deutsche Krokoitvorkommen von Callenberg/Sachsen, in: LAPIS 9/91, S.13-26.
Leonhardt, W.; Paul, M. (1994): Sächsische Nickellagerstätten: Minerale im Serpentinit, in: LAPIS 3/94, S.13-19.
Beitrag von McSchuerf » Sa 30. Jul 2011, 14:02
Sehr schön beschrieben. [smilie=sign2_danke.gif] Dann darf ich Deinen Fundstellen-Bericht gerade mal mit einem Foto zum Krokoit von dort (größere Kleinstufe) schmücken ..
Gruß Peter
Der Name Callenberg steht unter den Mineraliensammlern synonym für Krokoit. Abgebaut wurde in verschiedenen Tagebauen nord- und südöstlich von Callenberg "Garnierit", ein Gemenge von Nickelsilikaten. Aus diesem Erz wurde in der Nickelhütte St. Egidien dann das Metall gewonnen.
Ersten Probebohrungen in den späten 1940er Jahren folgte dann 1960 der erste Tagebau, später unter dem Namen Süd I bekannt (1977 aufgelassen). Es folgten Süd II, Nord I, Nord II und der Erzkörper 7 (zwischen Nord I und Nord II gelegen, auch als Nord III bekannt), die zwischen 1988 und 1990 aufgelassen und verfüllt wurden.
DAS Mineral von Callenberg ist, wie angemerkt, der Krokoit. Dieses relativ seltene und in schönen Kristallen vorkommende Bleichromat wurde in zwei Vorkommen in den Jahren 1977 und 1982 entdeckt und sodann in "großem Stil" abgebaut. Zunächst konnte man sich keinen rechten Reim darauf machen, als der Bagger haufenweise knallrote Brocken freilegte: Realgar, Wulfenit - was sollte es nicht alles sein!
Krokoit war´s und zwar in einer Qualität, die man nur von der Typlokalität Beresowsk im Ural und von Dundas/Tasmanien kannte. Dementsprechend waren neben den Privatsammlern auch offizielle Stellen interessiert, insofern sich dieses Material zu Geld, sprich: Devisen, machen ließ. Ein sächsisches Bergbauunternehmen wurde beauftragt, den Abbau vorzunehmen. Die Krokoitstufen wurden aufgearbeitet, verpackt und wanderten westwärts.
Da fast alle großen Stücke immer weiter zerlegt wurden, sind heute bereits faustgroße Krokoitstufen von Callenberg selten. Das größte noch exisitierende Stück misst über 60 cm in der Breite. Da über Jahre hinweg Stufen gewonnen werden konnte, ist heute daran auf dem Mineralienmarkt kein Mangel. Fast alles ist aber wenig gutes Material. Da die Krokoite fast immer auf dünnen Klüften kristallisierten, sind die Kristalle beim Öffnen dieser Klüfte "notgedrungen" immer beschädigt worden. Freistehende Kristalle konnten 8 cm - und gerüchteweise noch mehr - erreichen. Mit intakten Kristallen gut besetzte Stufen oder sehr große Stücke sind heute entsprechend gesucht.
Begleiter des Krokoits ist häufig Coronadit in schwarzen, dicken Krusten, Pyromorphit, meist derb oder in kleinen Kristallen (ganz selten in bis 3 cm großen Prismen) und Mimetesit. Für Systematiker gab´s weitere Chromate wie zeisiggrüne Vauquelinitkrusten, unscheinbarer gelbbrauner Fornacit, kirschrote Phönikochroiteinsprenglinge und Embreyit, teils in orangefarbenen Kristallen! Recht große Cerussite, Plumbogummit als hellblaue Krusten und Vanadinit sind weitere bekannte Minerale aus dieser Paragenese. Hierher gehört auch der äußerst seltene Petterdit, der in fahlvioletten Beschlägen auftritt. Das Blei, was zur Bildung dieser Sekundärminerale vonnöten war, stammt aus dem dem Silicophit eingewachsenen Galenit, zumeist nurmehr als Hohlformen erkennbar. Aus verwittertem Bleiglanz hervorgegangene Bildung konnte auch ganz wenig gediegenes Silber nachgewiesen werden!
All diese Minerale stammen aus dem sogenannten "Silicophit", einem verquarzten Serpentinit in der Nähe eines Granitganges. Aus dem eigentlichen Abbauerz, dem nickelreichen Serpentin stammen auch einige schöne Minerale. Bekanntestes davon ist neben dem "Garnierit" selbst der Magnetit in bis zu 1,5 cm großen Oktaedern. Auch schöner traubiger Chalcedon kam vor, desweiteren Chrysotil-Gänge und weitere Mineralien wie Ilmenit oder Chromit (sehr selten).
Dem Interessierten seien zur Vertiefung zwei Literaturartikel empfohlen:
Leonhardt, H.; Leonhardt, W. (1991): Das berühmte deutsche Krokoitvorkommen von Callenberg/Sachsen, in: LAPIS 9/91, S.13-26.
Leonhardt, W.; Paul, M. (1994): Sächsische Nickellagerstätten: Minerale im Serpentinit, in: LAPIS 3/94, S.13-19.
Beitrag von McSchuerf » Sa 30. Jul 2011, 14:02
Sehr schön beschrieben. [smilie=sign2_danke.gif] Dann darf ich Deinen Fundstellen-Bericht gerade mal mit einem Foto zum Krokoit von dort (größere Kleinstufe) schmücken ..
Gruß Peter
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