Beitragvon AndyG » 30. Juli 2011, 08:36
In der Umgebung des Örtchens Pente bei Osnabrück befinden sich einige Tongruben, die bei Mineraliensammlern auch überregional einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangt haben.
Dies liegt vor allem am Vorkommen von bis knapp cm-großen (meist aber nur 1-3 mm) Apatit-Kristallen von farbloser oder blassrosa Färbung. Gerade die großen Kristalle waren und sind besonders bei Lokalsammlern sehr gesucht. Dies gilt auch für das vielleicht seltenste Mineral von Pente: den in goldenen Nadeln auftretenden Millerit. Er wurde meiner Kenntnis nach nur ein Mal in einem (allerdings recht umfangreichen) Fund entdeckt. Schön und lange bekannt sind auch Galenitkristalle bis 5 mm Größe. Ferner kommen Pyritwürfel vor, Chalkopyrit und Sphalerit in Kristallen bis 1 cm Größe und als Sekundärbildungen Aurichalcit und Malachit sowie ein dem Hydrozinkit ähnliches Mineral. Charakteristische "Unterlage" sind kleine braune Rhomboeder aus Dolomit und Siderit. Mitunter sitzen darauf auch kleine Quarzkristalle. Recht selten ist weißer, spießiger Aragonit. Kleine weiße Calcite (auch derb) und Klinochlor-Kluftbeläge runden die Paragenese ab. Alle Minerale finden sich auf meist nur kleinen und flachen Klüften in Toneisensteingeoden.
Pente bietet heute keine Fundmöglichkeiten mehr. In einer der Gruben lag zwar vor einiger Zeit noch ein gewaltiger Haufen von Toneisensteinknollen, aber davon ist wohl alles taub. Nur wenige Kilometer weiter aber kann man in der Tongrube am Voßberg bei Wallenhorst noch hübsche Funde machen, u.a. recht große Pyritkristalle, Belege mit kleinen Galenit- und Sphaleritkristallen oder hübsche, wasserklare Quarze von einigen cm Länge. Apatit gibt es hier nicht, wohl aber Cupritoktaeder und kleine Pyromorphitkristalle als absolute Raritäten. Auch die Tongrube Wehrendorf bei Bad Essen ist nicht weit entfernt und weist eine ähnliche Paragenese auf (auch hier mit Millerit).
Aragonit als weiße, spießige Kristalle auf limonitisiertem Toneisenstein. Stufenhöhe knapp 8 cm.
Blassrosa Apatit-Tafel (8 mm) mit etwas derbem Galenit auf Siderit.
Goldene Milleritfasern auf Toneisenstein-Kluftfläche. Bildbreite knapp 9 cm.
Pyritwürfel bis 5 mm in massivem Toneisenstein.
Zuletzt geändert von AndyG am 30. Juli 2011, 08:43, insgesamt 1-mal geändert.
Re: Die Tongruben von Pente bei Osnabrück
Beitragvon AndyG » 30. Juli 2011, 08:37
Freistehender Galenit-Würfel (mit Oktaederflächen) von 4 mm Größe mit tafeligen, kleinen Apatiten und Quarzkristallen auf Dolomitrasen im Toneisenstein.
Diese Stufe hat eine beeindruckende "Weltreise" hinter sich. Gefunden wurde sie bei Osnabrück. Das erste Etikett zeigt, dass sie danach im Besitz des Münchner Mineralienhändler Willy Hirsch war. Die Nachträge auf dem Hirsch-Etikett stammen vom Mineraliencomptoir Nerée Boubée in Paris. Sodann wechselte wieder der Besitzer, wie das nächste Etikett beweist. Die Stufe kam in die Sammlungen der Mineralogischen Abteilung der berühmten Pariser Sorbonne. Von dort muss sie nach Bonn, zum Mineralienkontor Krantz gelangt sein, wo sie ein Kölner Privatsammler kaufte, der sie wiederum mit seiner Sammlung an einen Berliner Händler abgab, wo ich sie schließlich kaufte...
Re: Die Tongruben von Pente bei Osnabrück
Beitragvon McSchuerf » 30. Juli 2011, 12:14
Wirklich "weit gereist" und auch eine interessante Fundstelle (mit schönen Bildern). .. und rosa Apatit kannte ich bisher nur von St. Goarshausen ..
Gruß Peter
Re: Die Tongruben von Pente bei Osnabrück
Beitragvon Norbertit » 30. Juli 2011, 22:12
Solche Stufen mit alten Etiketten sind eine sehr interessante Sache.
Ich selber sammle so etwas zwar nicht speziell,aber ich kenne Sammler
deren Etiketten mehr wert sind,als die Stufen selbst.
Wenn man sich diese "Weltreise" einer Stufe anschaut,kann man das auch
nachvollziehen.Hier wird gut belegt,welchen historischen Wert alte Etiketten
haben können.
Gruß Norbertit
Mente et Malleo
Re: Die Tongruben von Pente bei Osnabrück
Beitragvon McSchuerf » 31. Juli 2011, 06:28
Hallo Norbertit,
dem kann man nur zustimmen.
Es gibt auch fast kein mineralogisches Thema, was wir hier noch nicht hatten ..
[ WIKI ] Radio-Karbon-Methode
Viel Spaß beim Betrachten .. der Andy hat meines Wissens noch viel mehr alte Etiketten ..sammelt er auch .. zum Zeigen! ..und ich hebe meine alten Etiketten natürlich auch alle auf .. habe aber längst nicht so viele ..
Re: Die Tongruben von Pente bei Osnabrück
Beitragvon AndyG » 31. Juli 2011, 15:02
Hallo ihr beiden,
ja, Etiketten haben es mir angetan. Ich bin derzeit stolzer Besitzer von über 320 mit alten Zetteln belegten Stufen, die hier nach und nach sicher fast alle erscheinen werden...
Gruß
Andreas
Re: Die Tongruben von Pente bei Osnabrück
Beitragvon McSchuerf » 31. Juli 2011, 15:17
Über 320? Das wusste ich bisher auch noch nicht. Hammer!
In der Umgebung des Örtchens Pente bei Osnabrück befinden sich einige Tongruben, die bei Mineraliensammlern auch überregional einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangt haben.
Dies liegt vor allem am Vorkommen von bis knapp cm-großen (meist aber nur 1-3 mm) Apatit-Kristallen von farbloser oder blassrosa Färbung. Gerade die großen Kristalle waren und sind besonders bei Lokalsammlern sehr gesucht. Dies gilt auch für das vielleicht seltenste Mineral von Pente: den in goldenen Nadeln auftretenden Millerit. Er wurde meiner Kenntnis nach nur ein Mal in einem (allerdings recht umfangreichen) Fund entdeckt. Schön und lange bekannt sind auch Galenitkristalle bis 5 mm Größe. Ferner kommen Pyritwürfel vor, Chalkopyrit und Sphalerit in Kristallen bis 1 cm Größe und als Sekundärbildungen Aurichalcit und Malachit sowie ein dem Hydrozinkit ähnliches Mineral. Charakteristische "Unterlage" sind kleine braune Rhomboeder aus Dolomit und Siderit. Mitunter sitzen darauf auch kleine Quarzkristalle. Recht selten ist weißer, spießiger Aragonit. Kleine weiße Calcite (auch derb) und Klinochlor-Kluftbeläge runden die Paragenese ab. Alle Minerale finden sich auf meist nur kleinen und flachen Klüften in Toneisensteingeoden.
Pente bietet heute keine Fundmöglichkeiten mehr. In einer der Gruben lag zwar vor einiger Zeit noch ein gewaltiger Haufen von Toneisensteinknollen, aber davon ist wohl alles taub. Nur wenige Kilometer weiter aber kann man in der Tongrube am Voßberg bei Wallenhorst noch hübsche Funde machen, u.a. recht große Pyritkristalle, Belege mit kleinen Galenit- und Sphaleritkristallen oder hübsche, wasserklare Quarze von einigen cm Länge. Apatit gibt es hier nicht, wohl aber Cupritoktaeder und kleine Pyromorphitkristalle als absolute Raritäten. Auch die Tongrube Wehrendorf bei Bad Essen ist nicht weit entfernt und weist eine ähnliche Paragenese auf (auch hier mit Millerit).
Aragonit als weiße, spießige Kristalle auf limonitisiertem Toneisenstein. Stufenhöhe knapp 8 cm.
Blassrosa Apatit-Tafel (8 mm) mit etwas derbem Galenit auf Siderit.
Goldene Milleritfasern auf Toneisenstein-Kluftfläche. Bildbreite knapp 9 cm.
Pyritwürfel bis 5 mm in massivem Toneisenstein.
Zuletzt geändert von AndyG am 30. Juli 2011, 08:43, insgesamt 1-mal geändert.
Re: Die Tongruben von Pente bei Osnabrück
Beitragvon AndyG » 30. Juli 2011, 08:37
Freistehender Galenit-Würfel (mit Oktaederflächen) von 4 mm Größe mit tafeligen, kleinen Apatiten und Quarzkristallen auf Dolomitrasen im Toneisenstein.
Diese Stufe hat eine beeindruckende "Weltreise" hinter sich. Gefunden wurde sie bei Osnabrück. Das erste Etikett zeigt, dass sie danach im Besitz des Münchner Mineralienhändler Willy Hirsch war. Die Nachträge auf dem Hirsch-Etikett stammen vom Mineraliencomptoir Nerée Boubée in Paris. Sodann wechselte wieder der Besitzer, wie das nächste Etikett beweist. Die Stufe kam in die Sammlungen der Mineralogischen Abteilung der berühmten Pariser Sorbonne. Von dort muss sie nach Bonn, zum Mineralienkontor Krantz gelangt sein, wo sie ein Kölner Privatsammler kaufte, der sie wiederum mit seiner Sammlung an einen Berliner Händler abgab, wo ich sie schließlich kaufte...
Re: Die Tongruben von Pente bei Osnabrück
Beitragvon McSchuerf » 30. Juli 2011, 12:14
Wirklich "weit gereist" und auch eine interessante Fundstelle (mit schönen Bildern). .. und rosa Apatit kannte ich bisher nur von St. Goarshausen ..
Gruß Peter
Re: Die Tongruben von Pente bei Osnabrück
Beitragvon Norbertit » 30. Juli 2011, 22:12
Solche Stufen mit alten Etiketten sind eine sehr interessante Sache.
Ich selber sammle so etwas zwar nicht speziell,aber ich kenne Sammler
deren Etiketten mehr wert sind,als die Stufen selbst.
Wenn man sich diese "Weltreise" einer Stufe anschaut,kann man das auch
nachvollziehen.Hier wird gut belegt,welchen historischen Wert alte Etiketten
haben können.
Gruß Norbertit
Mente et Malleo
Re: Die Tongruben von Pente bei Osnabrück
Beitragvon McSchuerf » 31. Juli 2011, 06:28
Hallo Norbertit,
dem kann man nur zustimmen.
Es gibt auch fast kein mineralogisches Thema, was wir hier noch nicht hatten ..
[ WIKI ] Radio-Karbon-Methode
Viel Spaß beim Betrachten .. der Andy hat meines Wissens noch viel mehr alte Etiketten ..sammelt er auch .. zum Zeigen! ..und ich hebe meine alten Etiketten natürlich auch alle auf .. habe aber längst nicht so viele ..
Re: Die Tongruben von Pente bei Osnabrück
Beitragvon AndyG » 31. Juli 2011, 15:02
Hallo ihr beiden,
ja, Etiketten haben es mir angetan. Ich bin derzeit stolzer Besitzer von über 320 mit alten Zetteln belegten Stufen, die hier nach und nach sicher fast alle erscheinen werden...
Gruß
Andreas
Re: Die Tongruben von Pente bei Osnabrück
Beitragvon McSchuerf » 31. Juli 2011, 15:17
Über 320? Das wusste ich bisher auch noch nicht. Hammer!