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Die Gipsbrüche von Lüneburg

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Die Gipsbrüche von Lüneburg

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Gepostet: 02.12.2013 - 09:15 Uhr  ·  #1
Beitragvon AndyG » 31. Juli 2011, 15:21

In der Umgebung der niedersächsischen Stadt Lüneburg wurden seit Jahrhunderten Gipshügel abgebaut, welche durch Salzdome an die Erdoberfläche gepresst worden sind. Somit wurde nicht nur das Salz selbst in Lüneburg gefördert, sondern auch sein "Hut".

Bekanntester Lüneburger Bruch ist der Kalkberg, heute eine Erhebung in der Landschaft von 58 m ü. NN und Naturschutzgebiet. Die unterste Sohle steht unter Wasser, der Rest ist auch heute noch begehbar. Das Sammeln allerdings verbietet sich - der Kalkberg ist Schutzgebiet und zwar ein unbedingt erhaltenswertes!

Weitere Brüche waren der Zeltberg (auch Kreideberg genannt), der Schildstein (heute Kleingartenanlage) und der Volgershall (an den Bruch erinnert ein Teich auf dem Gelände des Lüneburger Krankenhauses).

Für zwei Minerale ist Lüneburg die Typlokalität. Zum einen ist dies der schon im Jahre 1789 beschriebene Boracit (vom Kalkberg), der im Gips/Anhydrit schwebende Kristalle von meist würfeliger bzw. tetraedrischer (und Kombinationen) Form bildet. Als "Würfelstein" waren gerade die größeren, knapp zentimetergroßen Individuen beliebtes Spielzeug bei den Kindern... Den modernen Mineraliensammler packt nach dem ersten Schmunzeln ein leichtes Gruseln, denkt er an die große Zahl der schönen Stufen, aus denen die Kristalle gebrochen wurden und die womöglich später dann einfach weggeworfen.

Zum anderen wurde die Stadt mit dem Lüneburgit geehrt, der 1876 beschrieben wurde und zwar von einem Aufschluss in der Nähe des Volgershalls (nicht vom Kalkberg, wie häufig zu lesen!). Dieses Mineral bildet meist eiförmige, konkretionäre Aggregate aus, die aus feinsten weißen Fasern bestehen. Alle Stufen stammen aus einem Fund, das Mineral wurde - trotz späterer Bemühungen - nie wieder angetroffen.

Boracit kennt man auch aus anderen Brüchen als dem Kalkberg, sehr hübsche Stücke wurden auch am Schildstein gefunden (die letzten bei wissenschaftlichen Arbeiten in den 1980er Jahren!), darunter als Seltenheit welche in seeblauer Farbe. Desweiteren kamen schöne Gipskristalle bis einige cm vor, Halit als Einlagerungen im Anhydrit und als Verwitterungsprodukt von Sylvin der sehr seltene Kalistrontit. Weiteres Systematikschmankerl ist der Hydroglauberit. Syngenit bildet kleine weiße Sonnen im Anhydrit, Quarz darin "autigene", schwebende Doppelender, die meist durch Bitumen dunkel gefärbt sind. Alle weiteren Minerale wie der Aragonit, Coelestin, Pyrit oder Schwefel von Lüneburg sind zumeist sehr unscheinbar.

Trotz relativ vieler vorkommender Arten in den Gipsbrüchen, ist Lüneburg eigentlich eine "Ein-Mineral-Lokalität" und die betrifft den Boracit. Davon ist mithin recht gut etwas zu bekommen, wenngleich gerade größere Einzelkristalle in Matrix sehr gesucht und dementsprechend teuer sind. Alle weiteren Minerale wurden fast ausschließlich nur aus historischen Funden bekannt bzw. sind von nur wenigen Lokalspezialisten gefunden worden und so ist nichts auf den Markt gelangt.

Die abgebildeten Stufen aus meiner Sammlung sind Zufallskäufe. Entweder waren sie scheint´s für andere zu unscheinbar, als dass sie interessant gewesen wären (Aragonit, Schwefel), Glücksgriffe (wie der Quarz, den ich auf einer ansonsten Jahr für Jahr enttäuschenden Börse in einer MM-Grabbelkiste unter zig Kilowareproben für einen ganzen Euro "gerettet" habe) oder eben man hat das große Glück, aus einer Sammlungsauflösung mal einen richtigen Knaller wie den Lüneburgit zu erstehen (der dann aber nicht selten auch wenig billig ist).

Re: Die Gipsbrüche von Lüneburg

Beitragvon AndyG » 31. Juli 2011, 15:22
Bilder von Mineralien aus Lüneburg:

Seidige Aragonit-Nadeln vom Kalkberg.

Etwa 1 mm großer, grauer Boracit in Anhydrit vom Kalkberg.

Ganz blass lichtblauer Boracit (3 mm) in Anhydrit vom Schildstein, mit Etikett der Bergakademie Freiberg (um 1900).


Re: Die Gipsbrüche von Lüneburg

Beitragvon AndyG » 31. Juli 2011, 15:24
Der sehr seltene Lüneburgit...

Knapp 5 cm breites Lüneburgitaggregat vom Volgershall.

Etikett der Firma Fritz Krantz/Bonn (um 1920).
Etikett der Academy of Natural Sciences Philadelphia.


Re: Die Gipsbrüche von Lüneburg

Beitragvon AndyG » 31. Juli 2011, 15:25

...und noch drei:

Durch Bitumen grau gefärbte Quarz xx bis 1 cm in Anhydrit vom Kalkberg.

Weißlichgelber Schwefel als winzige Pusteln neben verwittertem Pyrit (dunkel) und Jarosit (braun) vom Zeltberg.

Weißliche Syngenit-Kristalle vom Kalkberg.



Re: Die Gipsbrüche von Lüneburg

Beitragvon Norbertit » 31. Juli 2011, 16:01

Hallo Andy,

Lüneburgit hab ich mal vom Horst Geuer gekauft,angeblich analysiert.
Schaut auch so aus,wie Deiner.In der Ausbildung gibt`s halt viele MIneralarten.
Wird schon welcher sein. :roll:

Gruß Norbertit :mrgreen:
Mente et Malleo




Re: Die Gipsbrüche von Lüneburg

Beitragvon McSchuerf » 1. August 2011, 08:04

Hallo ..

hat von Euch beiden zufällig noch jemand ein Bröckchen Lüneburgit für mich übrig? .. z.B. am besten gleich in Meter-Größe :mrgreen: ... äähh .. 5-6 mm-Größe? :lol:

Beste Grüße
Peter


Re: Die Gipsbrüche von Lüneburg

Beitragvon AndyG » 1. August 2011, 12:22
Wow, da bist du erst der dritte - mich eingesc
hlossen - den ich kenne, der so ein Teil von dort hat. Hast du da ein Bild von? Leider sind die Dinger nicht dazu geeignet, etwas abzuzwacken, sonst gern, Peter...


Re: Die Gipsbrüche von Lüneburg

Beitragvon McSchuerf » 1. August 2011, 12:50

Hallo Andy,

nee, dann lasst mal .. möchte ja nicht, dass dann vielleicht alles nachher zerbröselt.. :mrgreen:

Gruß Peter


Re: Die Gipsbrüche von Lüneburg

Beitragvon Norbertit » 1. August 2011, 22:22

Leider habe ich auch kein Dublettenstück davon.

Bei Gelegenheit werd ich mal versuchen,ob ich ein brauchbares Foto schießen kann.

Gruß Norbertit :mrgreen:
Mente et Malleo


Re: Die Gipsbrüche von Lüneburg

Beitragvon McSchuerf » 2. August 2011, 08:43

Ein weiteres Foto tuts auch schon. :mrgreen:


Re: Die Gipsbrüche von Lüneburg

Beitragvon Norbertit » 2. August 2011, 16:01

Also hier mal das Foto.Ich hab auch mal das Etikett aufgenommen.
Offensichtlich ein neues Etikett einer alten Stufe,wenn die Jahreszahl stimmt.
Mein Lüneburgit ist nur 1,5cm groß,also um einiges kleiner,als der von Andy.
Eine faserige Struktur ist unterm Binokular durchaus zu sehen,läßt aber nicht gut fotografieren.

Gruß Norbertit

Mente et Malleo


Re: Die Gipsbrüche von Lüneburg

Beitragvon McSchuerf » 3. August 2011, 05:33

Hallo Norbertit,

danke fürs Zeigen! :mrgreen: ..ich werds überleben, denke ich, d.h. dass ich keinen Lüneburgit habe .. zum Gück sammle ich ja "die ganze Welt" und nicht speziell Deutschland, sodass ich das noch eher verschmerzen kann, denn da fehlen mir ja dann ohnehin noch viel mehr andere Geschichten .. :mrgreen:

Gruß Peter


Re: Die Gipsbrüche von Lüneburg

Beitragvon Norbertit » 3. August 2011, 19:44

Hallo Peter,

geht mir natürlich genauso.
Da gibt´s etliche Sachen,die ich noch gern hätte :mrgreen: die aber schwer zu bekommen sind oder aber auch sehr teuer sind.
Das macht dann aber auch Börsenbesuche oder Tauschabende spannend.Nicht immer aber doch des öfteren,kann man da ein
seltenes Stück für die Sammlung ergattern. :roll:

Gruß Norbertit
Mente et Malleo



Re: Die Gipsbrüche von Lüneburg

Beitragvon AndyG » 3. August 2011, 21:52

Hallo,

das wird stimmen. Im ersten Moment habe ich es für einen Aluminit von Halle gehalten...

Gruß
Andreas


Re: Die Gipsbrüche von Lüneburg

Beitragvon McSchuerf » 4. August 2011, 06:14

Hallo Norbertit,
ja, Tauschtage können wirklich einige schöne Überraschungen bereithalten. :lol:

Hallo Andy,
übrigens, den Aluminit den ich kenne, der sieht ja immer ein wenig nach "Hirn" aus .. :D .. der Lüneburgit ist dagegen wohl schon ziemlich glatt ausschauend.. :mrgreen: .. hiermal zum Vergleich mein "englisches Hirn" .. :mrgreen: .. na ja, obwohl blumenkohl-artig doch besser passen würde.. .. aber "-artig" wiederum? :shock: .. na ja, er schaut schon eher wie ein "artiger", d.h. braver Blumenkohl aus.. :lol: :mrgreen:

Gruß Peter
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Re: Die Gipsbrüche von Lüneburg

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Gepostet: 02.12.2013 - 09:17 Uhr  ·  #2
Beitragvon Norbertit » 4. August 2011, 15:37

Hallo,

zum Aluminit wollte ich auch eigentlich noch was sagen und ein Bild bringen.Da ist mir Peter zuvorgekommen.
Meine Aluminit-Stufe stammt ebenfalls aus England und schaut ziemlich genau so aus,wie die von Peter.
Aber die beiden Minerale sind sich schon recht ähnlich.
Ich denke manchmal muß man eben den Händler vertrauen,daß er richtig bestimmtes Material anbietet.
Dabei kommt es halt auch drauf an,bei wem man kauft. :lol:

Gruß Norbertit
Mente et Malleo


Re: Die Gipsbrüche von Lüneburg

Beitragvon AndyG » 8. August 2011, 09:46

Hallo,

das stimmt schon, die Aluminite sind meist eingeschnürt. Hier ein sehr altes Exemplar von 1,1 cm Breite von der Typlokalität, dem Garten des Pädagogiums zu Halle in Sachsen-Anhalt.

Gruß
Andreas



Re: Die Gipsbrüche von Lüneburg

Beitragvon McSchuerf » 8. August 2011, 11:19

Das ist dann eher ein weißes "Maushirn" :mrgreen:


Re: Die Gipsbrüche von Lüneburg

Beitragvon AndyG » 10. August 2011, 16:53

Tja, zum Großintelligenzler hat´s noch nicht gereicht. Aber ich habe nix dagegen, wenn du mir davon eine 5 cm Kugel auftreibst, Peter. Gern natürlich mit alten Etikett...


Re: Die Gipsbrüche von Lüneburg

Beitragvon McSchuerf » 11. August 2011, 20:03

5 cm? Weshalb so bescheiden? Sagen wir doch gleich 25 cm. Das Etikett male ich dann noch selbst .. :mrgreen: :lol:


Re: Die Gipsbrüche von Lüneburg

Beitragvon AndyG » 8. Juni 2013, 16:04

5 cm Aluminitkugel hab ich mittlerweile auch, aber auch noch etwas neues von Lüneburg: 10 cm breite Stufe komplett aus klaren Gips xx.


Re: Die Gipsbrüche von Lüneburg

Beitragvon McSchuerf » 8. Juni 2013, 16:10

Lieber klare Gipskristalle in dieser Form als ein Gipsbein in "anderer Form" .. :mrgreen:


Re: Die Gipsbrüche von Lüneburg

Beitragvon AndyG » 8. Juni 2013, 16:22

So ist es.
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Re: Die Gipsbrüche von Lüneburg

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Gepostet: 21.07.2021 - 11:00 Uhr  ·  #3
In diesem Thread sind wohl die Bilder abhanden gekommen. Ich war aber jetzt selber mal vor Ort und kann da aushelfen. ::):

Der bekannte Gipsbruch am Kalkberg bei Lüneburg ist heute Naturschutzgebiet, kann aber besucht werden.
Der Kalkberg liegt praktisch mitten in der Stadt. Das in Gips umgewandelte Anhydritgestein ist noch gut aufgeschlossen.
 

 
 

 
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Re: Die Gipsbrüche von Lüneburg

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Gepostet: 21.07.2021 - 11:02 Uhr  ·  #4
Interessant sind Gipskristalle und schlangengipsähnliche Strukturen,die im Anstehenden zu beobachten sind.
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Re: Die Gipsbrüche von Lüneburg

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Gepostet: 21.07.2021 - 11:08 Uhr  ·  #5
In Lesesteinen am Wegrand sind auch noch bescheidene Funde von angelösten Gips xx mit Hämatit zu machen.

 

 

 
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Re: Die Gipsbrüche von Lüneburg

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Gepostet: 21.07.2021 - 11:14 Uhr  ·  #6
Beim Bearbeiten daheim hab ich dann auch noch ein UFO entdeckt!
Winzige dunkelbraune längsgeriefte xx,die parallel verwachsen sind. Die Matrix ist das für den FO typische Gips-Anhydritgestein.

 

 
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Re: Die Gipsbrüche von Lüneburg

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Gepostet: 21.07.2021 - 12:52 Uhr  ·  #7
Eine Handstufe mit Gips xx ist auch in einem Schaukasten am Aufgang zum Kalkberg ausgestellt.
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Re: Die Gipsbrüche von Lüneburg

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Gepostet: 21.07.2021 - 12:55 Uhr  ·  #8
Bekannt ist der Lüneburger Kalkberg natürlich als TL für Boracit. Den konnte ich leider nicht finden. ::):
Aber einen 4 mm grossen Kristall in Matrix hab ich in der Sammlung.
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Re: Die Gipsbrüche von Lüneburg

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Gepostet: 21.07.2021 - 16:25 Uhr  ·  #9
Interessante Zusammenstellung! :)
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Re: Die Gipsbrüche von Lüneburg

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Gepostet: 21.07.2021 - 17:51 Uhr  ·  #10
Jetzt fehlt nur noch das Borat Lüneburgit. Das wurde zwar am Kalkberg nicht entdeckt,aber ganz in der Nähe in einem
anderen Gipsbruch namens Volgershall.
Hier ein 2 x 2 cm grosses Aggregat:
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Re: Die Gipsbrüche von Lüneburg

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Gepostet: 21.07.2021 - 18:52 Uhr  ·  #11
1870 hast Du den schon gefunden? Ich hatte Dich ja eigentlich jünger geschätzt. :-O :mrgreen:

Einen Lüneburgit habe ich selbst noch nicht in der Sammlung, dafür meinen Boracit aus Sachsen und ein Stüfchen mit Erikait aber nichts aus Lüneburg.
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