Der Kalkbruch Lieth bei Elmshorn (nahe Hamburg)
Beitragvon AndyG » 25. April 2007, 16:36
Wie kommt man hin?
Dem per Bahn anreisenden Sammler sei angeraten, von Hamburg kommend in Elmshorn auszusteigen und mit dem Bus weiter nach Klein Nordende zu fahren. Von dort aus ist der Bruch in östlicher Richtung zu erreichen. Viele Wanderwege schildern das LSG aus. Eine gute Karte ist dennoch mitzuführen.
Anfahrtsmöglichkeiten per Kfz gibt es verschiedene. Wer es schnell mag, kann die Ausfahrt Tornesch auf der A 23 nutzen. Man fahre bis in den Ort Tornesch hinein. Nach dem die Straße die S-Bahnlinie in Tornesch unterquert hat, halte man sich rechts immer am Bahndamm entlang. Man kann auch bis Klein Nordende fahren und von dort aus weiter wandern, was sehr empfohlen werden kann.
Der Steinbruch
Der Kalksteinbruch Lieth wurde im Jahre 1992 unter Naturschutz gestellt. Damit gelang einerseits die Erhaltung eines wertvollen Naturdenkmals (hier befindet sich der einzige Aufschluss des Perm in der norddeutschen Tiefebene) andererseits war es mit den Funden für die Sammler weitestgehend vorbei. Zum Zeitpunkt des Besuches konnte die Lokalität in einem guten Zustand angetroffen werden, was auch für die lehrreiche Beschilderung innerhalb und den Ausbau des Wanderwegenetzes um den Bruch herum zutrifft.
Zahlreiche aufgestellte Holztafeln zeigen den interessanten und vielfältigen Einblick in die Geologie dieses kleinen “Fensters” in der Erde. So steht neben dem schon erwähnten permischen Kupferschiefer (von der Straße aus kommend an der hinteren Bruchwand) auch ein roter Salzton an, der große Gipsbrocken enthält und früher in der Ziegelei Rothenlehm, wenige Hundert Meter nördlich des Kalksteinbruches verarbeitet wurde. Das “Hauptabbaumaterial”, ein stellenweise mit Bitumen durchsetzter mergeliger Kalk, steht im zentralen Teil noch teilweise an. Der Abbautrichter ist aber mittlerweile ein See - Lebensraum für zahlreiche Wasservögel, denen gleichsam eine Infotafel gewidmet ist.
Die Mineralien und Fundmöglichkeiten
Das Mineral, welches Lieth bekannt machte, ist der Fluorit, der in zumeist kleinen, seltener bis 2 cm messenden Kristallen (vorherrschend Würfelform) hier vorgekommen ist. Bevor der Steinbruch als LSG ausgewiesen wurde, konnten hier auch in jüngerer Zeit noch gute Funde getätigt werden. Der Fluorit kommt, an Calcitklüfte gebunden, im Kupferschiefer vor. Dort treten auch hübscher Chalkopyrit und selten Harnische aus Chalkosin auf. Selten sind Zinkminerale. Der Fossiliensammler erfreute sich an fossilen Ganoidfischen aus dem Kupferschiefer. Wie bereits angemerkt, birgt der Ton reichlich Gips. Der gewissenhafte Sammler wird ein Stück schön gebänderten Gips auflesen können, das Bearbeiten der großen Blöcke oder gar der Wand, in welcher Kupferschiefer ansteht, verbietet sich aber von selbst! Es sei darauf hingewiesen, dass ausgiebige Kontrollläufe seitens der Forstbehörde durchgeführt werden und es nicht an deutlichen Verbotsschildern mangelt. Am Fuß der Kupferschieferwand liegen Trümmer von Kupferschiefer, welche selten auch erkennbare Mineralisationen aufweisen. Wer sich mit Belegen zufrieden gibt und nicht den ganzen Rucksack voll stopft, der mag auch hier ein Referenzstück einsammeln. Es ist zu hoffen, dass dieses Kleinod der norddeutschen Geologie nicht durch Vandalismus zerstört wird, wie andernorts geschehen.
Leider sind Minerale von Lieth vielfach nur in guten privaten Sammlungen der weiteren Umgebung zu besichtigen. Eine sehr große Fluoritstufe nebst einem Marienglasstück sind im Naturhistorischen Museum in Lübeck zu bestaunen. Desweiteren finden im Kristallmuseum Hamburg immer mal wieder Sonderausstellungen statt, die, wenn das Thema Norddeutsche Minerale betrifft, auch Fluorit von Lieth zeigen.
Beitragvon smoeller » 29. April 2007, 16:39
Beim letzten Besuch meinerseits im Herbst 2006 waren die Bereiche nahe des Eingangs, in denen die tertiären Sedimente der Lieth-Serie anstehen (Braunkohle, Sande, Kiese, Kaolinsand), in erbärmlichem Zustand. Von oben war reichlich Sediment, vor allem Lehme und Tone der Eiszeiten samt Boden heruntergekommen und hatten die zuvor gut sichtbaren Sedimente der Lieth-Serie verdeckt. Es bleibt zu hoffen, dass die Aufschlüsse wieder freigelegt werden. Im hinteren Bereich war ein Abrutsch offenbar mit schwerem Gerät bereinigt worden. hier fand sich dann etwas Kupferschiefer, in einem Brocken kleine mm-große Chalkopyrit-xx mit Calcit und einigen kleinen Malachit-Kugeln.
Gips war reichlich vorhanden.
Bis Ende der 1990-er Jahre gab es noch Funde am alten Kalkwerk in Rothenlehm 1 km SW der Grube an der Bahnstrecke Hamburg-Kiel. Dort fand sich auch Fluorit.
Glück Auf!
Smoeller
smoeller
Re: Der Kalkbruch Lieth bei Elmshorn (nahe Hamburg)
Beitragvon AndyG » 31. Juli 2011, 15:10
Bilder zu Lieth:
Tafelige Aragonitkristalle (Aggregat 2 mm) auf winzigen Calcit xx.
0,5 mm messender, bronzefarben angelaufener Chalkopyrit-Zwilling auf Kalk.
Seegrüne Fluoritwürfel bis 1,2 cm auf Kupferschiefer.
Violetter Fluoritwürfel (1 cm) auf Calcit.
Re: Der Kalkbruch Lieth bei Elmshorn (nahe Hamburg)
Beitragvon AndyG » 31. Juli 2011, 15:14
...
Zonarer, körniger Gips als 6 cm breite Stufe.
Winzige, rotbraune Hämatittafel auf Dolomit. Dieses Mineral ist in Lieth sehr selten!
Schlangenförmiges Pyrit xx-Aggregat von 8,5 cm Höhe.
Wachsgelbe Sphaleritkristalle auf Dolomit.
Re: Der Kalkbruch Lieth bei Elmshorn (nahe Hamburg)
Beitragvon McSchuerf » 31. Juli 2011, 15:19
Hamburger Raum .. leider zu weit weg für mich .. daher um so schöner, wenn ich die Stücke hier bewundern kann. .. die "Pyrit-Schlange" habe ich schon mal gleich ins Herz geschlossen. [smilie=sign2_herz.gif]
Gruß Peter
Re: Der Kalkbruch Lieth bei Elmshorn (nahe Hamburg)
Beitragvon AndyG » 31. Juli 2011, 15:30
Hallo,
wie der Smoeller ja schon schrieb, ist es mit den Fundmöglichkeiten nicht mehr doll. Alles was du hier siehst, wurde zu Anfang der 1980er Jahre gefunden, außer der Gips, den habe ich bei meinem Besuch der Verlegenheit halber eingesteckt.
Gruß
Andreas
Re: Der Kalkbruch Lieth bei Elmshorn (nahe Hamburg)
Beitragvon McSchuerf » 1. August 2011, 08:13
Ja, dann kann man ja eh nix mehr großartig da finden .. .. dann sind die gezeigten Stüfchen auch sowieso "echt antik" .. trotz 80er Jahre!
Gruß Peter
Re: Der Kalkbruch Lieth bei Elmshorn (nahe Hamburg)
Beitragvon AndyG » 12. März 2013, 14:48
Minerale von Lieth wurden schon früh gesammelt... Das Vorkommen von Ton und Gips wurde im Jahre 1844 beim Bau einer Eisenbahnlinie entdeckt. Die abgebildete Stufe wurde am 25. September 1876 gefunden und zeigt blass graugrüne Malachitanflüge auf grobkristallinem Gips. Genauer Fundort war laut Etikett die "Ziegelgrube von Jasper Müller".
Beitragvon AndyG » 25. April 2007, 16:36
Wie kommt man hin?
Dem per Bahn anreisenden Sammler sei angeraten, von Hamburg kommend in Elmshorn auszusteigen und mit dem Bus weiter nach Klein Nordende zu fahren. Von dort aus ist der Bruch in östlicher Richtung zu erreichen. Viele Wanderwege schildern das LSG aus. Eine gute Karte ist dennoch mitzuführen.
Anfahrtsmöglichkeiten per Kfz gibt es verschiedene. Wer es schnell mag, kann die Ausfahrt Tornesch auf der A 23 nutzen. Man fahre bis in den Ort Tornesch hinein. Nach dem die Straße die S-Bahnlinie in Tornesch unterquert hat, halte man sich rechts immer am Bahndamm entlang. Man kann auch bis Klein Nordende fahren und von dort aus weiter wandern, was sehr empfohlen werden kann.
Der Steinbruch
Der Kalksteinbruch Lieth wurde im Jahre 1992 unter Naturschutz gestellt. Damit gelang einerseits die Erhaltung eines wertvollen Naturdenkmals (hier befindet sich der einzige Aufschluss des Perm in der norddeutschen Tiefebene) andererseits war es mit den Funden für die Sammler weitestgehend vorbei. Zum Zeitpunkt des Besuches konnte die Lokalität in einem guten Zustand angetroffen werden, was auch für die lehrreiche Beschilderung innerhalb und den Ausbau des Wanderwegenetzes um den Bruch herum zutrifft.
Zahlreiche aufgestellte Holztafeln zeigen den interessanten und vielfältigen Einblick in die Geologie dieses kleinen “Fensters” in der Erde. So steht neben dem schon erwähnten permischen Kupferschiefer (von der Straße aus kommend an der hinteren Bruchwand) auch ein roter Salzton an, der große Gipsbrocken enthält und früher in der Ziegelei Rothenlehm, wenige Hundert Meter nördlich des Kalksteinbruches verarbeitet wurde. Das “Hauptabbaumaterial”, ein stellenweise mit Bitumen durchsetzter mergeliger Kalk, steht im zentralen Teil noch teilweise an. Der Abbautrichter ist aber mittlerweile ein See - Lebensraum für zahlreiche Wasservögel, denen gleichsam eine Infotafel gewidmet ist.
Die Mineralien und Fundmöglichkeiten
Das Mineral, welches Lieth bekannt machte, ist der Fluorit, der in zumeist kleinen, seltener bis 2 cm messenden Kristallen (vorherrschend Würfelform) hier vorgekommen ist. Bevor der Steinbruch als LSG ausgewiesen wurde, konnten hier auch in jüngerer Zeit noch gute Funde getätigt werden. Der Fluorit kommt, an Calcitklüfte gebunden, im Kupferschiefer vor. Dort treten auch hübscher Chalkopyrit und selten Harnische aus Chalkosin auf. Selten sind Zinkminerale. Der Fossiliensammler erfreute sich an fossilen Ganoidfischen aus dem Kupferschiefer. Wie bereits angemerkt, birgt der Ton reichlich Gips. Der gewissenhafte Sammler wird ein Stück schön gebänderten Gips auflesen können, das Bearbeiten der großen Blöcke oder gar der Wand, in welcher Kupferschiefer ansteht, verbietet sich aber von selbst! Es sei darauf hingewiesen, dass ausgiebige Kontrollläufe seitens der Forstbehörde durchgeführt werden und es nicht an deutlichen Verbotsschildern mangelt. Am Fuß der Kupferschieferwand liegen Trümmer von Kupferschiefer, welche selten auch erkennbare Mineralisationen aufweisen. Wer sich mit Belegen zufrieden gibt und nicht den ganzen Rucksack voll stopft, der mag auch hier ein Referenzstück einsammeln. Es ist zu hoffen, dass dieses Kleinod der norddeutschen Geologie nicht durch Vandalismus zerstört wird, wie andernorts geschehen.
Leider sind Minerale von Lieth vielfach nur in guten privaten Sammlungen der weiteren Umgebung zu besichtigen. Eine sehr große Fluoritstufe nebst einem Marienglasstück sind im Naturhistorischen Museum in Lübeck zu bestaunen. Desweiteren finden im Kristallmuseum Hamburg immer mal wieder Sonderausstellungen statt, die, wenn das Thema Norddeutsche Minerale betrifft, auch Fluorit von Lieth zeigen.
Beitragvon smoeller » 29. April 2007, 16:39
Beim letzten Besuch meinerseits im Herbst 2006 waren die Bereiche nahe des Eingangs, in denen die tertiären Sedimente der Lieth-Serie anstehen (Braunkohle, Sande, Kiese, Kaolinsand), in erbärmlichem Zustand. Von oben war reichlich Sediment, vor allem Lehme und Tone der Eiszeiten samt Boden heruntergekommen und hatten die zuvor gut sichtbaren Sedimente der Lieth-Serie verdeckt. Es bleibt zu hoffen, dass die Aufschlüsse wieder freigelegt werden. Im hinteren Bereich war ein Abrutsch offenbar mit schwerem Gerät bereinigt worden. hier fand sich dann etwas Kupferschiefer, in einem Brocken kleine mm-große Chalkopyrit-xx mit Calcit und einigen kleinen Malachit-Kugeln.
Gips war reichlich vorhanden.
Bis Ende der 1990-er Jahre gab es noch Funde am alten Kalkwerk in Rothenlehm 1 km SW der Grube an der Bahnstrecke Hamburg-Kiel. Dort fand sich auch Fluorit.
Glück Auf!
Smoeller
smoeller
Re: Der Kalkbruch Lieth bei Elmshorn (nahe Hamburg)
Beitragvon AndyG » 31. Juli 2011, 15:10
Bilder zu Lieth:
Tafelige Aragonitkristalle (Aggregat 2 mm) auf winzigen Calcit xx.
0,5 mm messender, bronzefarben angelaufener Chalkopyrit-Zwilling auf Kalk.
Seegrüne Fluoritwürfel bis 1,2 cm auf Kupferschiefer.
Violetter Fluoritwürfel (1 cm) auf Calcit.
Re: Der Kalkbruch Lieth bei Elmshorn (nahe Hamburg)
Beitragvon AndyG » 31. Juli 2011, 15:14
...
Zonarer, körniger Gips als 6 cm breite Stufe.
Winzige, rotbraune Hämatittafel auf Dolomit. Dieses Mineral ist in Lieth sehr selten!
Schlangenförmiges Pyrit xx-Aggregat von 8,5 cm Höhe.
Wachsgelbe Sphaleritkristalle auf Dolomit.
Re: Der Kalkbruch Lieth bei Elmshorn (nahe Hamburg)
Beitragvon McSchuerf » 31. Juli 2011, 15:19
Hamburger Raum .. leider zu weit weg für mich .. daher um so schöner, wenn ich die Stücke hier bewundern kann. .. die "Pyrit-Schlange" habe ich schon mal gleich ins Herz geschlossen. [smilie=sign2_herz.gif]
Gruß Peter
Re: Der Kalkbruch Lieth bei Elmshorn (nahe Hamburg)
Beitragvon AndyG » 31. Juli 2011, 15:30
Hallo,
wie der Smoeller ja schon schrieb, ist es mit den Fundmöglichkeiten nicht mehr doll. Alles was du hier siehst, wurde zu Anfang der 1980er Jahre gefunden, außer der Gips, den habe ich bei meinem Besuch der Verlegenheit halber eingesteckt.
Gruß
Andreas
Re: Der Kalkbruch Lieth bei Elmshorn (nahe Hamburg)
Beitragvon McSchuerf » 1. August 2011, 08:13
Ja, dann kann man ja eh nix mehr großartig da finden .. .. dann sind die gezeigten Stüfchen auch sowieso "echt antik" .. trotz 80er Jahre!
Gruß Peter
Re: Der Kalkbruch Lieth bei Elmshorn (nahe Hamburg)
Beitragvon AndyG » 12. März 2013, 14:48
Minerale von Lieth wurden schon früh gesammelt... Das Vorkommen von Ton und Gips wurde im Jahre 1844 beim Bau einer Eisenbahnlinie entdeckt. Die abgebildete Stufe wurde am 25. September 1876 gefunden und zeigt blass graugrüne Malachitanflüge auf grobkristallinem Gips. Genauer Fundort war laut Etikett die "Ziegelgrube von Jasper Müller".