von AndyG » Fr 26. Aug 2011, 11:06
Eine der ganz wenigen Antimonlagerstätten Deutschlands und zugleich ein Fundort von Weltrang ist die Graf Jost Christian Zeche bei Wolfsberg im Harz. In der Umgebung befinden sich weitere lokale Vererzungen, die schon im 14. Jahrhundert abgebaut wurden (so bei Dietersdorf). Unter dem Namen "Grauer Wolf" förderte die Grube, die 1726 den heutigen Namen erhielt, mindestens seit Mitte des 17. Jhs. Der Bergbau war über die Zeit nie lang anhaltend, auch arbeiteten nie sehr viele Bergleute auf der Graf Jost Christian Zeche. Das Antimonerz tritt nicht als Gang auf, sondern in Linsen, so dass das Erz nicht anhaltend verfolgt werden konnte. Seine Blütezeit erreichte der Bergbau um 1825 mit 90 Mann Belegschaft. Ab den 1840er Jahren wurde auch Stufenbergbau für die Mineralienkabinette in aller Welt betrieben. Das Antimon wurde vor Ort als sogenanntes "antimonium crudum" ausgeschmolzen, davon zeugen noch Schlacken vor Ort. Auf den Halden liegen typisch ausgelaugte Quarzstücke. Im Jahre 1860 endete der Abbau, der fast 100 m Teufe erreichte. Auf dem Gelände der Grube befindet sich ein Sägewerk, das die Betriebsgebäude gleich nach dem Auflassen der Grube übernommen hat. Einige teils verbrochene und verwahrte Stollen befinden sich in der Umgebung des Sägewerks, die Halde des alten Maschinenschachtes liegt auf dem Betriebsgelände. Es existiert allerdings eine Vielzahl weiterer Halden.
Wichtigstes Wolfsberger Mineral ist mit Sicherheit der Antimonit. In fast allen großen Sammlungen befinden sich die herrlichen Stufen mit gebogenen Kristallen, mehrere Zentimeter lang. Auch derb-spätig und feinnadelig ist das Erz bekannt. Ferner ist Wolfsberg Typlokalität für eine Anzahl von Mineralien. Dazu zählt der Zinckenit, der in sehr schönen Garben aus dicken, endflächenbegrenzten Kristallen vorkam: ebenfalls ein Klassiker von hier. Dazu zählt auch der sehr seltene "Wolfsbergit", heute als Chalkostibit bekannt. Der "Heteromorphit" stellte sich als Dadsonit heraus, in Wolfsberg recht häufiges Mineral, das auch einen Großteil der "Federerze" ausmacht. Insgesamt sind alle "Nadeln" nur analytisch sauber zu bestimmen. Bei solchen Untersuchungen konnten auch seltene Arten wie Robinsonit und Veenit bestimmt werden. Ebenfalls Typlokalität ist die Grube für den Plagionit, der in sehr schönen, linsenartigen xx vorkam, die fast einen Zentimeter Größe erreichten. Äußerst selten war der Kermesit in roten nadeligen Kristallen auf hellem Quarz. Davon existieren nur ganz wenige Stücke! Auch Semseyit ist nicht allzu häufig und gut zu verwechseln mit Plagionit. Boulangerit ist im benachbarten Dietersdorf sehr häufig, in Wolfsberg weniger. Bournonit tritt an beiden Orten in schönen "Rädelerz"-xx von einigen mm auf. Zu den Raritäten zählen Nickel- und Silbererze.
Ein häufiges Sulfid ist der Pyrit, selten in Kristallen über 3 mm. Andere Sulfide waren sehr selten, so Fahlerze, der Galenit, Sphalerit und Chalkopyrit (alle nur klein).
Häufigste Gangart ist der Quarz, allerdings selten spektakulär ausgebildet. In alter Zeit müssen edoch auch hübsche Stufen aufgetreten sein, darunter Japaner Zwillinge. Gleiches gilt für den Calcit, der heute auf den Halden sehr selten ist. Weit häufiger ist der allgegenwärtige Dolomit, manchmal in Rhomboedern bis 4 mm Größe. Erwähnt wird auch Strontianit, der allerdings unklar ist. Kleine Baryt-Kristalle und der schon lange bekannte aber in den meisten Literaturstellen fehlende Nakrit sind erwähnenswert.
Von den Sekundärbildungen dominiert der Gips in xx bis 5 mm, weitere Bildungen (bis auf die Antimonocker) waren selten und unscheinbar. Erwähnenswert sind hier hübsche Realgar-Kristalle bis knapp 4 mm und der in winzigen farblosen Oktaedern auftretende Senarmontit.
Um 1990 waren die Fundmöglichkeiten auf den Halden hervorragend. Schöne kleine Bournonite, zentimetergroße Drusen gefüllt mit Dadsonit oder Jamesonit, Plagionite bis 6 mm, reich vererzte Antimonit-Stücke (auch mit xx bis 1,5 cm) waren die Ausbeute der Sammler. Auch heute werden hin und wieder noch gute Funde gemacht. Die Suche konzentriert sich jetzt aber mehr auf den Altbergbau bei Dietersdorf, der lange unbeachtet war. Auch hier wurden gute Bournonite und Plagionite gefunden, daneben zahlreiche interessante Silbererze wie Diaphorit und Freieslebenit.
Dem Interessierten sei weiterführende Literatur empfohlen:
Siemroth, Dr. J. (1991): Die klassische Antimon-Lagerstätte Wolfsberg im Harz und ihre Mineralien, in: LAPIS 3/91, S.17-42.
Gröbner, J. et al. (2011): Neue Mineralschätze des Harzes, Clausthal-Zellerfeld, S.89-97.
Bilderteil zu Wolfsberg:
Eine der ganz wenigen Antimonlagerstätten Deutschlands und zugleich ein Fundort von Weltrang ist die Graf Jost Christian Zeche bei Wolfsberg im Harz. In der Umgebung befinden sich weitere lokale Vererzungen, die schon im 14. Jahrhundert abgebaut wurden (so bei Dietersdorf). Unter dem Namen "Grauer Wolf" förderte die Grube, die 1726 den heutigen Namen erhielt, mindestens seit Mitte des 17. Jhs. Der Bergbau war über die Zeit nie lang anhaltend, auch arbeiteten nie sehr viele Bergleute auf der Graf Jost Christian Zeche. Das Antimonerz tritt nicht als Gang auf, sondern in Linsen, so dass das Erz nicht anhaltend verfolgt werden konnte. Seine Blütezeit erreichte der Bergbau um 1825 mit 90 Mann Belegschaft. Ab den 1840er Jahren wurde auch Stufenbergbau für die Mineralienkabinette in aller Welt betrieben. Das Antimon wurde vor Ort als sogenanntes "antimonium crudum" ausgeschmolzen, davon zeugen noch Schlacken vor Ort. Auf den Halden liegen typisch ausgelaugte Quarzstücke. Im Jahre 1860 endete der Abbau, der fast 100 m Teufe erreichte. Auf dem Gelände der Grube befindet sich ein Sägewerk, das die Betriebsgebäude gleich nach dem Auflassen der Grube übernommen hat. Einige teils verbrochene und verwahrte Stollen befinden sich in der Umgebung des Sägewerks, die Halde des alten Maschinenschachtes liegt auf dem Betriebsgelände. Es existiert allerdings eine Vielzahl weiterer Halden.
Wichtigstes Wolfsberger Mineral ist mit Sicherheit der Antimonit. In fast allen großen Sammlungen befinden sich die herrlichen Stufen mit gebogenen Kristallen, mehrere Zentimeter lang. Auch derb-spätig und feinnadelig ist das Erz bekannt. Ferner ist Wolfsberg Typlokalität für eine Anzahl von Mineralien. Dazu zählt der Zinckenit, der in sehr schönen Garben aus dicken, endflächenbegrenzten Kristallen vorkam: ebenfalls ein Klassiker von hier. Dazu zählt auch der sehr seltene "Wolfsbergit", heute als Chalkostibit bekannt. Der "Heteromorphit" stellte sich als Dadsonit heraus, in Wolfsberg recht häufiges Mineral, das auch einen Großteil der "Federerze" ausmacht. Insgesamt sind alle "Nadeln" nur analytisch sauber zu bestimmen. Bei solchen Untersuchungen konnten auch seltene Arten wie Robinsonit und Veenit bestimmt werden. Ebenfalls Typlokalität ist die Grube für den Plagionit, der in sehr schönen, linsenartigen xx vorkam, die fast einen Zentimeter Größe erreichten. Äußerst selten war der Kermesit in roten nadeligen Kristallen auf hellem Quarz. Davon existieren nur ganz wenige Stücke! Auch Semseyit ist nicht allzu häufig und gut zu verwechseln mit Plagionit. Boulangerit ist im benachbarten Dietersdorf sehr häufig, in Wolfsberg weniger. Bournonit tritt an beiden Orten in schönen "Rädelerz"-xx von einigen mm auf. Zu den Raritäten zählen Nickel- und Silbererze.
Ein häufiges Sulfid ist der Pyrit, selten in Kristallen über 3 mm. Andere Sulfide waren sehr selten, so Fahlerze, der Galenit, Sphalerit und Chalkopyrit (alle nur klein).
Häufigste Gangart ist der Quarz, allerdings selten spektakulär ausgebildet. In alter Zeit müssen edoch auch hübsche Stufen aufgetreten sein, darunter Japaner Zwillinge. Gleiches gilt für den Calcit, der heute auf den Halden sehr selten ist. Weit häufiger ist der allgegenwärtige Dolomit, manchmal in Rhomboedern bis 4 mm Größe. Erwähnt wird auch Strontianit, der allerdings unklar ist. Kleine Baryt-Kristalle und der schon lange bekannte aber in den meisten Literaturstellen fehlende Nakrit sind erwähnenswert.
Von den Sekundärbildungen dominiert der Gips in xx bis 5 mm, weitere Bildungen (bis auf die Antimonocker) waren selten und unscheinbar. Erwähnenswert sind hier hübsche Realgar-Kristalle bis knapp 4 mm und der in winzigen farblosen Oktaedern auftretende Senarmontit.
Um 1990 waren die Fundmöglichkeiten auf den Halden hervorragend. Schöne kleine Bournonite, zentimetergroße Drusen gefüllt mit Dadsonit oder Jamesonit, Plagionite bis 6 mm, reich vererzte Antimonit-Stücke (auch mit xx bis 1,5 cm) waren die Ausbeute der Sammler. Auch heute werden hin und wieder noch gute Funde gemacht. Die Suche konzentriert sich jetzt aber mehr auf den Altbergbau bei Dietersdorf, der lange unbeachtet war. Auch hier wurden gute Bournonite und Plagionite gefunden, daneben zahlreiche interessante Silbererze wie Diaphorit und Freieslebenit.
Dem Interessierten sei weiterführende Literatur empfohlen:
Siemroth, Dr. J. (1991): Die klassische Antimon-Lagerstätte Wolfsberg im Harz und ihre Mineralien, in: LAPIS 3/91, S.17-42.
Gröbner, J. et al. (2011): Neue Mineralschätze des Harzes, Clausthal-Zellerfeld, S.89-97.
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