Das Freiberger Revier, oder vielmehr der Freiberger Bergbaubezirk ist weit mehr als die drei kleinen Teilreviere um Freiberg herum, das sogenannte Zentralrevier, das aus den bekannten Teilrevieren Freiberg (Himmelfahrt), Brand-Erbisdorf (Himmelsfürst) und Halsbrücke besteht. Weiter gehören zum Freiberger Revier 15 Randreviere, die westlichen:
- Bräunsdorf (Grube Neue Hoffnung Gottes)
- Oberschöna (Grube Zenith)
- Oederan (Gruben Ranis und Hilfe Gottes)
- Langenstriegis (Grube Eleonore);
die nördlichen:
- Gersdorf (mit der Grube Segen Gottes als größtem Grubenbetrieb)
- Siebenlehn (Grube Romanus)
- Kleinvoigtsberg (Grube Alte Hoffnung Gottes)
- Reinsberg (Grube Emanuel)
- Mohorn (Grube Erzengel Michael);
die östlichen:
- Tharandt (Grube Edle Krone)
- Dippoldiswalde (Grube Gnade Gottes)
- Röthenbach (Grube Himmlisch Heer)
und die südlichen:
- Lichtenberg (Grube Herzog August)
- Frauenstein (Grube Friedrich August)
- Clausnitz (Grube König Salomo und Altväter samt Eschig)
Das Freiberger Revier erstreckt sich damit von Dippoldiswalde und dem Tharandter Wald bis hinter Langenstriegis von Ost nach West sowie von Rosswein und Nossen bis unter Rauschenbach, Pfaffroda und Olbernhau von Nord nach Süd.
Bei der Größe des Gesamtrevieres ist es nicht weiter verwunderlich, dass bislang eine große Anzahl an Mineralen bekannt geworden sind, gegenwärtig sind es etwa 300. Manchem mag die Anzahl so groß gar nicht erscheinen, manche Einzelgrube hat mehr hervorgebracht. Woran liegt das? Nun, werfen wir einen Blick auf die "Glanzstücke" des Freiberger Bergbaues, jene Mineralien, die das Revier in aller Weit berühmt gemacht haben. Da sind natürlich die Silberlocken der Grube Himmelsfürst, die gelben und blauen Fluorite der Grube Beihilfe, die "Meißelspat"-Baryte vom OWO-Spat, die weißen Kammbaryte von Halsbrücke, prachtvolle Calcitstufen, Silbererze wie Stephanit, Polybasit, Proustit und Pyrargyrit in großen Kristallen, die Typ-Minerale wie Miargyrit oder Argyrodit, die Arsenopyrite von Zug oder herrliche Stufen mit Galenit, Sphalerit und Chalkopyrit aus verschiedenen Gruben. Was ist nicht darunter - Sekundärminerale. Die hohe Zahl an Mineralien etwa einer Grube Clara im Schwarzwald erklärt sich durch die vielfältigen Sekundärbildungen. Im Freiberger Revier sind eigentlich nur aus den südlichen Revieren, von Clausnitz und Sayda etwa, Sekundärminerale in größerer Breite bekannt. Das ist zum einen darauf zurückzuführen, dass der Freiberger Bergbau bereits knapp 1.000 Jahre alt ist, die Oxidationszone also seit Jahrhunderten abgebaut. Das wenige, was im 18. und 19. Jahrhundert beobachtet wurde, wurde zumeist als "Kupfergrün", wenn es grün war und als "Lasur", wenn es blau war, zusammengefasst, späterhin als Malachit und Azurit weitergeführt. Vereinfacht ausgedrückt. Eine tiefergreifende Erforschung auf Sekundärminerale hat im Revier zum anderen nie stattgefunden, wenn man von den angesprochenen Randrevieren absieht. Wenn wir wieder das Beispiel Grube Clara heranziehen, so ist die Mineralienliste auch erst in den letzten 30 Jahren so exorbitant angestiegen. Dies ist Hobbysammlern und Wissenschaftlern zu verdanken, die alles irgendwie ungewöhnliche mitgenommen und untersucht haben. Was das angeht, liegt die Gegend um Freiberg noch immer im Dornröschenschlaf. Was nicht heißt, dass es dort nichts gibt, ganz im Gegenteil. Bis hin zu ungewöhnlichen Blei-Uran-Sekundärmineralen ist einiges vorgekommen, nur nie veröffentlicht worden.
Eigentlich sind es nur drei "klassische" Sekundärminerale aus dem Freiberger Revier. Da ist der Pyromorphit von Halsbrücke, der schon sehr lange bekannt ist. Die spindel- bis tönnchenförmigen Kristalle können 2 cm Größe erreichen und sitzen oft als dezimetergroße Überzüge von herrlich grüner Farbe auf einer zellig zersetzten Matrix aus Quarz und Fluorit. Weiter ist Cerussit zu nennen, heute ebenfalls vor allem aus Halsbrücke bekannt, früher wurden sehr gute Stufen mit Kristallen von einigen cm auch auf anderen Gruben (Himmelfahrt u.a.) gefunden. Schon lang bekannt ist auch der Stolzit ("Scheelbleispat") von Halsbrücke. Zu erwähnen wären aber auch bis 3 cm lange nadelige Cuprite vom "Lorenz Gegentrum" aus historischen Funden.
Was wurde eigentlich im Freiberger Revier abgebaut? So ziemlich alles, kann man sagen. Als wichtigstes natürlich das Silbererz, Hauptsilberträger war der Galenit (Bleiglanz). Besonders im Süden (Sayda) ging Bergbau auf Kupfer um, Eisen wurde in Langenstriegis gewonnen. Kleinere Gruben und Seifbergbaue auf Zinn gab es z.B. bei Dippoldiswalde, einen historischen Versuch auf Gold bei Rabenau (Goldgrund) und auch bei Oberschöna. Fluorit und Baryt gewann bis spät ins 20. Jahrhundert die Grube Beihilfe bei Halsbrücke. Nach 1945 gab es auch Versuche auf Uran, die aber schnell eingestellt wurden.
Da nun der Bergbau an den meisten Orten schon lange zurückliegt und das Revier recht groß war, trifft der Sammler bei alten Stufen oft nur auf die Angabe "Freiberg". Die einzelnen Teilreviere lieferten aber derart charakteristische Stufen, dass eine Zuordnung dem Lokalsammler meistens gelingt. Wichtig ist hier das Nebengestein (so z.B. das "schwarze Gebirge", ein kohliges, schiefriges Gestein in der Umgebung von Bräunsdorf. Bräunsdorfer Antimonerze lassen sich so von anderen im Revier (z.B. Himmelfahrt oder Kleinvoigtsberg) gut unterscheiden, alle anderen sind auch weit seltener! Mit "Freiberg" bezeichnete Fluorite stammen fast immer von Halsbrücke, kräftig gelbe Exemplare kommen auch aus Memmendorf oder Gersdorf, hier ist aber die Matrix anders gestaltet. In Halsbrücke ist ein zelliger Quarz typisch, der manchmal in graublauen Chalcedon übergeht. Fluorite aus dem Zentralrevier sind darüber hinaus sehr rar, wenn sich auch sehr oft Halsbrücker Stufen mit der Pauschalangabe "Reiche Zeche" (größte Grube im Revier Himmelfahrt) finden, das ist aber eigentlich immer falsch. Mit etwas Erfahrung, wie geschrieben, lassen sich solche Fehler leicht ausmachen. Oftmals können Stufen sogar Erzgängen und Sohlen bestimmter Gruben exakt zugeordnet werden, weil die Paragenesen typisch und einzigartig waren.
Zum Schluss kommen wir noch mal auf die einzelnen Teilreviere zurück und sehen uns an, was an bekannten Mineralen dort vorkam. Besonders begehrt bei Lokalsammlern sind Stufen aus den Randrevieren, schon deshalb, weil hier die Gruben fast alle früh aufgegeben wurden und heute wenig zu bekommen ist. Freiberger Stufen sind klassisch und erzielen bei den Sammlern hohe Preise. "Massenware" gibt es hier in dem Sinne nicht. Natürlich sind Halsbrücker Fluorite oder Arsenopyrite vom Constantinschacht etwa vergleichsweise häufig, aber wirklich gute Stücke doch wieder nicht.
Im äußersten Nordwesten des Reviers liegt Gersdorf. Hier ist die "Segen Gottes" bekannteste Grube. Bekannt sind hier vor allen Dingen weingelbe Fluoritwürfel und große, frische Tetraedrit-Kristalle. Weiter östlich dominieren Antimonminerale. In einem "Halbkreis" von Bräunsdorf über Kleinvoigtsberg, Reinsberg bis nach Mohorn liegen die klassischen Vorkommen. Von der Grube Neue Hoffnung Gottes sind besonders bekannt der Kermesit (Typlokalität) in rotschimmernden Garben von mehreren cm Größe neben Antimonit, ferner blättrige Valentinit-Kristalle und der hier zum ersten Mal bestimmte Chapmanit in grünen Massen. Antimonit selbst ist merkwürdiger Weise nie in wirklich prachtvollen Kristallen bekannt geworden, Stufen mit frei gewachsenen Individuen über 1 cm gehören schon zu den absoluten Raritäten. Doch auch Silberminerale kamen vor, sind aber heute nur noch ganz selten zu sehen. Wichtig ist hier der Miargyrit, für den Bräunsdorf Typlokalität ist.
Berühmt ist auch die Grube Alte Hoffnung Gottes bei Kleinvoigtsberg. Von hier bekannt sind gute Stufen mit Rhodochrosit, gute Zinckenitstufen und diverse Silberminerale, weiters das "Kokardenerz", wie man es auch aus dem Harz kennt. Weitere bekannte Gruben in dem Bereich waren z.B. Erzengel Michael bei Mohorn, Christbescherung bei Großvoigtsberg, Romanus bei Siebenlehn und Gesegnete Bergmannshoffnung. Letztgenannte Grube brachte auch schöne Sphalerite aus. Wandern wir weiter nach Südosten, wird es rar mit guten Funden. Tharandt, Röthenbach, Dippoldiswalde, das ist Bergbau aus dem 16. Jahrhundert. Bei Röthenbach liegt die Grube Himmlisch Heer bei Pretzschendorf. Von hier kommen wohl die bekanntesten Pyrite des Reviers, glänzende Würfel bis mehrere cm in grauem Schiefer.
Aus dem Süden kennt man vor allem die Kupferminerale von der Grube Altväter samt Eschig bei Sayda. Nieriger Pseudomalachit, glitzernde Azuritkrusten, hervorragende Chalkophyllite habe die Grube bekannt gemacht. Der nördlich davon liegende Bezirk Lichtenberg beherbergt eigentlich nur eine für gute Funde bekannte Grube, den Herzog August zu Randeck bei Mulda. Neben honigfarbenen Fluoriten waren es auch hier schöne Fahlerze, die den Sammler erfreuten. In Lichtenberg selbst gibt es heute noch ein Schaubergwerk in dem man einen beeindurckenden, gebänderten Fluoritgang bestaunen kann. Der Bezirk Oederan ist in vielen Sammlungen durch die Fluoritstufen von Hilfe Gottes bei Memmendorf vertreten, als Rarität kennt man von hier auch schaliges Arsen und Wurtzit. Noch etwas weiter nördlich liegt der Bezirk Langenstriegis. Aus dem Bergbau selbst sind hier schöne Bleiminerale (Cerussit, Pyromorphit) bekannt geworden, berühmter noch aber ist der Wavellit aus dem Kieselschiefer. Aus dem Altbergbau von Oberschöna sieht man heute nichts mehr, Seltenheiten waren hier in alter Zeit reiche Nickelerze und massiver Chlorargyrit von der Grube Zenith. In neuerer Zeit fand man im Steinbruch Oberschöna Anatas und Brookit in hübschen Kristallen.
Wie eingangs erwähnt, sind sicher die Zentralreviere für die meisten Funde bekannt. Von hier stammt das Gros der Freiberger Sammlungstufen in aller Welt. Der auf allen Gängen in Halsbrücke aufgetretene Fluorit fehlt wohl nirgends. Selbst so gut wie jeder "Otto Normalsammler" hat zumindest ein Belegstückchen davon. Am begehrtesten sind die tiefblauen Kristalle, aber auch sehr schöne gelbe und - seltener - rosaviolette Würfel bis 10 cm Kantenlänge gab es. Begleiter war hier weißer Baryt in nussartigen Aggregaten aus kammförmigen Kristallen. Bekannt sind auch die blutroten Sphalerite (Rubinblende) auf schaligem Baryt. Weiterhin sind die Quarze der Grube Beihilfe anzuführen. Da ist der "Fliederquarz", ein brillanter, blassrosa Amethyst in herrlichen Platten, teils mit Calcit besetzt, sowie Rauchquarz in schönen Kristallen. Die westlich Halsbrücke gelegene Grube Churprinz brachte auch sehr schöne Fluorite heraus, sowie die wohl schönsten Proustite und Pyrargyrite des gesamten Reviers. Aus Halsbach kennt man schon seit Jahrhunderten den "Korallenachat", der zu Schmuckzwecken dort abgebaut wurde. Untertage soll es in dem Bereich auch Silberlocken auf Achat gegeben haben...
Die mineralogischen "Berühmtheiten" der Reviere Himmelfahrt und Himmelsfürst könnten wohl Seiten füllen. Gedacht sei an die dezimetergroßen Silberlocken, Argentitkristalle bis über 5 cm, daneben kiloschwere Reicherzbrocken dieses Minerals, meißelartige Baryte in mächtigen Stufen vom OWO-Spat, Arsenopyrit von Zug oder Muldenhütten in herrlichen Stufen auf Quarz neben Sphalerit und Siderit, dann die "Gangarten" Quarz, Calcit und Siderit.
Für folgende Minerale sind Gruben im Freiberger Revier Typlokalität:
Annabergit/Grube Beschert Glück bei Zug (Co-Typ)
Argyrodit/Grube Himmelsfürst
"Arsenpolybasit"/Grube Morgenstern
Chapmanit/Grube Neue Hoffnung Gottes, Bräunsdorf
Diaphorit/dito
Freibergit/Grube Hab Acht bei Zug
Freieslebenit/Grube Himmelsfürst
Jordisit/Glückaufschacht, Langenau
Kermesit/Grube Neue Hoffnung Gottes, Bräunsdorf
Miargyrit/dito
Nakrit/Grube Einigkeit, Brand-Erbisdorf
Pitticit/Grube Christbescherung bei Großvoigtsberg
Pyrostilpnit/Grube Churprinz, Großschirma
Stephanit/Grube Himmelsfürst
Xanthokon/dito