von geologe » Mi 1. Aug 2007, 10:06
Seitdem in Gehren wieder Flussspat abgebaut sind auf dem Gelände der Phönix-AG umfangreiche Halden aufgeschüttet worden. Sicher war die Erwartungshaltung vieler hoch, doch ältere Sammler gaben zu bedenken, das schon in der ehemaligen Fluoritgrube keine Schätze zu finden waren. Nach einigen Fahrten nach Gehren kann ich das aus meiner Sicht bestätigen. Dennoch sollte sich zumindestens der lokale Sammler für die Fundstelle interessieren stellt doch der Wiederbeginn des Fluoritabbaues für den Bergbau in Thüringen ein historisches Ereignis dar.
Fluorit findet man in Gehren in grünlicher und violetter Farbe. Die Fundstücke sind kristallin doch zumeist derb. Ich besitze lediglich eine kleine Stufe von 6x4 cm in der sich in einer Druse einige schöne würflige Fluoritkristalle xx befinden. Trotz intensiver Suche konnte ich eine 2.Stufe in dieser Qualität nicht finden.
Häufig kommt Baryt mit teilweise sehr feingliedrigen Dentriten vor. Ich sah Stücke auf großen Barytbrocken von über einen halben Meter. Der Baryt ist stets derb und oftmals durch Manganerze tief rötlich gefärbt.
An Manganerze findet man haüfig Hausmannit und Pyrolusit in Kristallen bis zu 0,3 mm. Alle anderen Manganmineralien konnte ich bisher nur derb nachweisen.
Gehren ist sicher kein El Dorado für hochwertige Mineralstufen doch ist die Vielfalt der Farben und Formen immer wieder überraschend.
Meiner Meinung nach werden solche Stufen, zu unrecht ,von einigen Sammlern als billige Massenware abgetan. Besammelt man eine Fundstelle systematisch und über einen längeren Zeitraum hinweg so bietet der Anblick, von doch zumeist derben Mineralien, in seiner Gesamtheit einen durchaus hübschen Anblick.
Mineralliste Gehren
Baryt, Bismutit, Bornit, Braunit, Calcit, Chalkopyrit, Chalkosin, Chrysokoll, Covelliin, Cuprit, Digenit, Fluorit, Goethit, Hausmannit, Hollandit, Hämatit, Kaolinit, Kryptomelan, Kupfer, Malachit, Manganit, Pyrit, Pyrolusit, Quarz, Tenorit
von smoeller » Mi 1. Aug 2007, 16:08
Hier mal die Mineralienliste für Gehren (nach Haake,Flach,Bode (1994): Mineralien und Fundstellen Teil II- Bode Verlag, Haltern):
Baryt, Bornit, Braunit, Calcit, Chalkopyrit (Kupferkies), Chalkosin, Chrysokoll, Covellin, Cuprit, Digenit, Fluorit, Goethit, Hämatit, Hausmannit, Hollandit, Kaolinit, Kupfer, Limonit, Malachit, Manganit, Kryptomelan, Pyrit, Pyrolusit, Quarz, Tenorit, Wismutocker.
von geologe » Mi 1. Aug 2007, 19:56
Hallo Smoeller,
Das die Minerallisten bei den verschiedenen Autoren unterschiedlich sind merke ich gerade da ich an einer Mineralliste von Thüringen arbeite. Aber das ist ja nichts Neues. Ich habe 4 verschiedene Quellen in denen jeweils einige Mineralien unterschiedlich aufgeführt sind. Das von dir genannte Werk habe ich nicht. Werde das Ganze noch mal überprüfen und gegebenenfalls ändern.
Gruß
Jürgen
von AndyG » Mo 28. Jan 2013, 12:39
Ah, da hatte ich auch mal was vorbereitet...
Die Flußspatgrube Gehren bei Ilmenau dürfte zu den bekanntesten Fundorten Thüringens zählen, wenngleich nur sehr wenige wirklich gute Stufen von dort im Umlauf sind. Der Bergbau um Gehren ist bereits sehr alt und wurde erst im Jahre 1990 beendet. In den letzten Jahren fanden Erkundungsarbeiten statt, ob es sich lohnt, den Spatbergbau evtl. wieder aufzunehmen.
Unter der Fundortbezeichnung Gehren versteht man allgemein die Grube im Schobsetal. Von hier aus wurde ein mächtiger Fluoritgang, der sogenannte Floßberggang abgebaut. Die untertägigen Anlagen sind recht weitläufig und schließen auch kleine historische Grubenfelder mit ein. Die reinen Partien des Flußspates fanden auch in der Optik Verwendung. Optischer Spat kam vor allem von der Messerschmitt-Grube im Schortetal.
Kurioserweise ist es weniger der Fluorit, welcher hier von mineralogischem Interesse ist. Es kommen zwar sehr große Kristalle (Kantenlängen von 10 cm) vor, diese sind aber zumeist korrodiert und wenig attraktiv in ihrer Färbung. Die wenigen guten Stufen mit kantenscharfen Kristallen in schöner blauer, violetter oder gelbbrauner Tönung sind sehr selten und werden teuer gehandelt. Bekannter sind von Gehren die den Fluorit begleitenden Barytkristalle. Strahlendweiße oder blass gelbliche, tafelige Individuen bis über Dezimetergröße sitzen hierbei auf den erwähnten Fluoritwürfeln. Unbeschädigte Stücke davon brauchen einen überregionalen Vergleich nicht zu scheuen!
Ebenfalls bekannt ist eine Kupfermineralisation, die, gleichsam den hier vorkommenden Eisen- und Manganoxyden, in Gehren früher Gegenstand eines eigenen Bergbaues waren. Bekanntestes Kupfermineral ist der Chrysokoll. Es dominieren brekzienartige Bildungen mit violetten Fluorit-Trümmern (sehr gut geeignet für Anschliffe) und Hohlräume, in denen strahlend seeblauer Chrysokoll von feinglitzernden, winzigen Quarz xx überwachsen wird. Die typisch nierige Ausbildung war in Gehren weitaus seltener! Verschiedene Erze wie Chalkosin finden sich in kleinen Butzen "schwimmend" in der Brekzienmatrix. Zu den Seltenheiten rechnen unscheinbare Cuprit-Belege sowie kleine Kupferbleche.
Ein für Systematiker interessantes Manganoxyd wurde ebenfalls in Gehren gefunden, der Hollandit. Traubige kollomorphe Bildungen von schwarzer Farbe können große Stufen aufbauen, mitunter begleitet von etwas Fluorit und in Limonit umgewandelten Chalkopyrit-Tetraedern. Endlich ist noch der Hämatit zu erwähnen, welcher in attraktiven Glaskopfbildungen auftrat.
Seitdem in Gehren wieder Flussspat abgebaut sind auf dem Gelände der Phönix-AG umfangreiche Halden aufgeschüttet worden. Sicher war die Erwartungshaltung vieler hoch, doch ältere Sammler gaben zu bedenken, das schon in der ehemaligen Fluoritgrube keine Schätze zu finden waren. Nach einigen Fahrten nach Gehren kann ich das aus meiner Sicht bestätigen. Dennoch sollte sich zumindestens der lokale Sammler für die Fundstelle interessieren stellt doch der Wiederbeginn des Fluoritabbaues für den Bergbau in Thüringen ein historisches Ereignis dar.
Fluorit findet man in Gehren in grünlicher und violetter Farbe. Die Fundstücke sind kristallin doch zumeist derb. Ich besitze lediglich eine kleine Stufe von 6x4 cm in der sich in einer Druse einige schöne würflige Fluoritkristalle xx befinden. Trotz intensiver Suche konnte ich eine 2.Stufe in dieser Qualität nicht finden.
Häufig kommt Baryt mit teilweise sehr feingliedrigen Dentriten vor. Ich sah Stücke auf großen Barytbrocken von über einen halben Meter. Der Baryt ist stets derb und oftmals durch Manganerze tief rötlich gefärbt.
An Manganerze findet man haüfig Hausmannit und Pyrolusit in Kristallen bis zu 0,3 mm. Alle anderen Manganmineralien konnte ich bisher nur derb nachweisen.
Gehren ist sicher kein El Dorado für hochwertige Mineralstufen doch ist die Vielfalt der Farben und Formen immer wieder überraschend.
Meiner Meinung nach werden solche Stufen, zu unrecht ,von einigen Sammlern als billige Massenware abgetan. Besammelt man eine Fundstelle systematisch und über einen längeren Zeitraum hinweg so bietet der Anblick, von doch zumeist derben Mineralien, in seiner Gesamtheit einen durchaus hübschen Anblick.
Mineralliste Gehren
Baryt, Bismutit, Bornit, Braunit, Calcit, Chalkopyrit, Chalkosin, Chrysokoll, Covelliin, Cuprit, Digenit, Fluorit, Goethit, Hausmannit, Hollandit, Hämatit, Kaolinit, Kryptomelan, Kupfer, Malachit, Manganit, Pyrit, Pyrolusit, Quarz, Tenorit
von smoeller » Mi 1. Aug 2007, 16:08
Hier mal die Mineralienliste für Gehren (nach Haake,Flach,Bode (1994): Mineralien und Fundstellen Teil II- Bode Verlag, Haltern):
Baryt, Bornit, Braunit, Calcit, Chalkopyrit (Kupferkies), Chalkosin, Chrysokoll, Covellin, Cuprit, Digenit, Fluorit, Goethit, Hämatit, Hausmannit, Hollandit, Kaolinit, Kupfer, Limonit, Malachit, Manganit, Kryptomelan, Pyrit, Pyrolusit, Quarz, Tenorit, Wismutocker.
von geologe » Mi 1. Aug 2007, 19:56
Hallo Smoeller,
Das die Minerallisten bei den verschiedenen Autoren unterschiedlich sind merke ich gerade da ich an einer Mineralliste von Thüringen arbeite. Aber das ist ja nichts Neues. Ich habe 4 verschiedene Quellen in denen jeweils einige Mineralien unterschiedlich aufgeführt sind. Das von dir genannte Werk habe ich nicht. Werde das Ganze noch mal überprüfen und gegebenenfalls ändern.
Gruß
Jürgen
von AndyG » Mo 28. Jan 2013, 12:39
Ah, da hatte ich auch mal was vorbereitet...
Die Flußspatgrube Gehren bei Ilmenau dürfte zu den bekanntesten Fundorten Thüringens zählen, wenngleich nur sehr wenige wirklich gute Stufen von dort im Umlauf sind. Der Bergbau um Gehren ist bereits sehr alt und wurde erst im Jahre 1990 beendet. In den letzten Jahren fanden Erkundungsarbeiten statt, ob es sich lohnt, den Spatbergbau evtl. wieder aufzunehmen.
Unter der Fundortbezeichnung Gehren versteht man allgemein die Grube im Schobsetal. Von hier aus wurde ein mächtiger Fluoritgang, der sogenannte Floßberggang abgebaut. Die untertägigen Anlagen sind recht weitläufig und schließen auch kleine historische Grubenfelder mit ein. Die reinen Partien des Flußspates fanden auch in der Optik Verwendung. Optischer Spat kam vor allem von der Messerschmitt-Grube im Schortetal.
Kurioserweise ist es weniger der Fluorit, welcher hier von mineralogischem Interesse ist. Es kommen zwar sehr große Kristalle (Kantenlängen von 10 cm) vor, diese sind aber zumeist korrodiert und wenig attraktiv in ihrer Färbung. Die wenigen guten Stufen mit kantenscharfen Kristallen in schöner blauer, violetter oder gelbbrauner Tönung sind sehr selten und werden teuer gehandelt. Bekannter sind von Gehren die den Fluorit begleitenden Barytkristalle. Strahlendweiße oder blass gelbliche, tafelige Individuen bis über Dezimetergröße sitzen hierbei auf den erwähnten Fluoritwürfeln. Unbeschädigte Stücke davon brauchen einen überregionalen Vergleich nicht zu scheuen!
Ebenfalls bekannt ist eine Kupfermineralisation, die, gleichsam den hier vorkommenden Eisen- und Manganoxyden, in Gehren früher Gegenstand eines eigenen Bergbaues waren. Bekanntestes Kupfermineral ist der Chrysokoll. Es dominieren brekzienartige Bildungen mit violetten Fluorit-Trümmern (sehr gut geeignet für Anschliffe) und Hohlräume, in denen strahlend seeblauer Chrysokoll von feinglitzernden, winzigen Quarz xx überwachsen wird. Die typisch nierige Ausbildung war in Gehren weitaus seltener! Verschiedene Erze wie Chalkosin finden sich in kleinen Butzen "schwimmend" in der Brekzienmatrix. Zu den Seltenheiten rechnen unscheinbare Cuprit-Belege sowie kleine Kupferbleche.
Ein für Systematiker interessantes Manganoxyd wurde ebenfalls in Gehren gefunden, der Hollandit. Traubige kollomorphe Bildungen von schwarzer Farbe können große Stufen aufbauen, mitunter begleitet von etwas Fluorit und in Limonit umgewandelten Chalkopyrit-Tetraedern. Endlich ist noch der Hämatit zu erwähnen, welcher in attraktiven Glaskopfbildungen auftrat.
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