Neufund im Zechsteindolomit von Altenmittlau, Maingebiet, Hessen
Erstnachweis von Cuproadamin bzw. Zn-Olivenit
von McSchuerf
Im Sommer 1995 besuchte ich nach Voranmeldung erstmals den Dolomit-Steinbruch FRANZ G. SCHMITT in Altenmittlau, der insbesondere durch Funde von hervorragend kristallisierten Azurit-Kristallen berühmt wurde. Dieser Steinbruch befindet sich am östlichen Ortsrand von Altenmittlau, Ortsteil der Großgemeinde Freigericht im Spessart (ca. 45 km östlich Frankfurt a.M. und 16 km östlich Hanau -TK 5820).
Ausführliche Dokumentationen zur Geschichte der Lagerstätte, zu den Lagerstättenbildungen und zur Mineralisation im Zechsteindolomit wurden bereits in mehreren Fach-Publikationen veröffentlicht und sollen deshalb hier nicht nochmals beschrieben werden.
Bereits BÜCKING beschrieb 1891 diese Fundstelle in seinen „Erläuterungen zur geologischen Specialkarte“ als eine "Erzführung des Zechsteinkonglomerats", in der "ausschließlich Carbonate von Kupfer zu finden sind" (BLEUEL 1985). Neben den in der Fachwelt bekanntgewordenen Kupfer-, Calcium- und Magnesium-Carbonaten wurden im Laufe der Zeit auch Blei- und Arsen-Sulfide, Kupfer- und Eisen-Oxide sowie verschiedene Sulfate, Phosphate und Arsenate entdeckt und analytisch nachgewiesen (vgl. auch WILKE 1979, BOSSE & BLEUEL 1988, BODE & WITTERN 1989), wobei vor allem der hier hellbraunoliv gefärbte Tsumebit Pb2Cu/OH/SO4/PO4 zu nennen ist.
Auch ich konnte im Juli 1995 neben sehenswerten Azurit-Kristallen weitere Carbonate (Malachit, Calcit, Dolomit) und einige Mineralien der zuvor genannten Mineralklassen auffinden.
Dabei fiel mir, nach dem Zerkleinern eines faustgroßen Zechstein-Brockens, ein bis zu 2,5 cm großes Spaltstück auf, das in der unteren Hälfte ausschließlich aus einem amorphem Umwandlungsprodukt des in dieser Lagerstätte primär gebildeten Arsenfahlerzes Tennantit besteht. Seine obere Hälfte ist hauptsächlich aus Dolomitkristallen aufgebaut. In Hohlräumen der mit Dolomitkristallen besetzten Zechsteindolomit-Matrix befanden sich Einsprenglinge von maximal 2 mm Größe aus konzentrisch-schaligem Malachit neben zwei Krusten, die aus kugeligen, apfelgrün gefärbten Aggregaten bestehen. Die auf dem amorphen Umwandlungsprodukt von Tennantit aufsitzenden Aggregate von jeweils 1 mm Größe weisen sowohl unter der Lupe als auch unter dem Binokular einen glasigen Glanz auf. Das teilweise Dolomithohlräume auskleidende Arsenfahlerz sowie seine Umwandlungsprodukte bilden dabei nur die „Zwischenunterlage“, da die Dolomitkristalle als genetisch ältere Kristallbildungen primär unter den Überzügen von Tennantit liegen.
Ende 1998 konnten die apfelgrünen Krusten nunmehr analytisch untersucht werden. Der Nachweis durch eine EDS-Analyse ergab als Bestandteile Arsen (39 %) Kupfer (32 %) und überraschenderweise einen relativ hohen Anteil an Zink (29 %). Für eine Untersuchung mittels RDA reichte das Material leider nicht aus.
Demnach sollte es sich hier um einen Mischkristall zwischen den Endgliedern Adamin Zn2(OH/AsO4) und Olivenit Cu2(OH/AsO4) handeln. Dabei muss aber fraglich bleiben, ob es sich um ein kupferhaltiges Zinkarsenat also „Cuproadamin“ oder um ein zinkhaltiges Kupferarsenat, also „Zn-Olivenit“, handelt. Beide in Frage kommenden Varietäten gehören, laut der Mineralsystematik nach STRUNZ, in die Gruppe der wasserfreien Arsenate mit fremden Anionen (hier: OH-Radikale) und stellen jedenfalls einen überraschenden Neufund für Altenmittlau dar, womit sich die Anzahl der bisher nachgewiesenen Mineralien dieser besonders in geologischer Hinsicht bedeutenden Lagerstätte wiederum erhöht hat.
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Danksagung
Meinen herzlichen Dank möchte ich Herrn Günter Blaß aus Eschweiler für die durchgeführten Analysen aussprechen.
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Literatur
BLEUEL, M. (1985): Altenmittlau - Eine berühmte Azurit-Fundstelle.- Lapis 10, 1, 13-16.
BODE, R.; WITTERN, A. (1989): Mineralien und Fundstellen Bundesrepublik Deutschland.- 303 S., Haltern (Bode).
BOSSE, P.; BLEUEL, M. (1988): Nicht nur Azurit - Altes und Neues aus Altenmittlau.-EMSER HEFTE 9, 1, 56-64.
BÜCKING, H. (1861): Erläuterungen zur geologischen Specialcarte, Blatt Langenselbold.
WILKE, H.-J. (1979): Mineralfundstellen Hessen.-S. 156f., München (Weise).
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Hinweise
Dieser Fundortbeitrag wurde bereits in der Zeitschrift „Mineralienwelt“ - Ausgabe 6/99, S.19 vom Autor unter seinem Echtnamen publiziert!
Sehr zum Ärgernis der Mineraliensammler, wurde der Steinbruch inzwischen schon vor Jahren rekultiviert, sodass ein Betreten nicht mehr möglich ist!
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Erstnachweis von Cuproadamin bzw. Zn-Olivenit
von McSchuerf
Im Sommer 1995 besuchte ich nach Voranmeldung erstmals den Dolomit-Steinbruch FRANZ G. SCHMITT in Altenmittlau, der insbesondere durch Funde von hervorragend kristallisierten Azurit-Kristallen berühmt wurde. Dieser Steinbruch befindet sich am östlichen Ortsrand von Altenmittlau, Ortsteil der Großgemeinde Freigericht im Spessart (ca. 45 km östlich Frankfurt a.M. und 16 km östlich Hanau -TK 5820).
Ausführliche Dokumentationen zur Geschichte der Lagerstätte, zu den Lagerstättenbildungen und zur Mineralisation im Zechsteindolomit wurden bereits in mehreren Fach-Publikationen veröffentlicht und sollen deshalb hier nicht nochmals beschrieben werden.
Bereits BÜCKING beschrieb 1891 diese Fundstelle in seinen „Erläuterungen zur geologischen Specialkarte“ als eine "Erzführung des Zechsteinkonglomerats", in der "ausschließlich Carbonate von Kupfer zu finden sind" (BLEUEL 1985). Neben den in der Fachwelt bekanntgewordenen Kupfer-, Calcium- und Magnesium-Carbonaten wurden im Laufe der Zeit auch Blei- und Arsen-Sulfide, Kupfer- und Eisen-Oxide sowie verschiedene Sulfate, Phosphate und Arsenate entdeckt und analytisch nachgewiesen (vgl. auch WILKE 1979, BOSSE & BLEUEL 1988, BODE & WITTERN 1989), wobei vor allem der hier hellbraunoliv gefärbte Tsumebit Pb2Cu/OH/SO4/PO4 zu nennen ist.
Auch ich konnte im Juli 1995 neben sehenswerten Azurit-Kristallen weitere Carbonate (Malachit, Calcit, Dolomit) und einige Mineralien der zuvor genannten Mineralklassen auffinden.
Dabei fiel mir, nach dem Zerkleinern eines faustgroßen Zechstein-Brockens, ein bis zu 2,5 cm großes Spaltstück auf, das in der unteren Hälfte ausschließlich aus einem amorphem Umwandlungsprodukt des in dieser Lagerstätte primär gebildeten Arsenfahlerzes Tennantit besteht. Seine obere Hälfte ist hauptsächlich aus Dolomitkristallen aufgebaut. In Hohlräumen der mit Dolomitkristallen besetzten Zechsteindolomit-Matrix befanden sich Einsprenglinge von maximal 2 mm Größe aus konzentrisch-schaligem Malachit neben zwei Krusten, die aus kugeligen, apfelgrün gefärbten Aggregaten bestehen. Die auf dem amorphen Umwandlungsprodukt von Tennantit aufsitzenden Aggregate von jeweils 1 mm Größe weisen sowohl unter der Lupe als auch unter dem Binokular einen glasigen Glanz auf. Das teilweise Dolomithohlräume auskleidende Arsenfahlerz sowie seine Umwandlungsprodukte bilden dabei nur die „Zwischenunterlage“, da die Dolomitkristalle als genetisch ältere Kristallbildungen primär unter den Überzügen von Tennantit liegen.
Ende 1998 konnten die apfelgrünen Krusten nunmehr analytisch untersucht werden. Der Nachweis durch eine EDS-Analyse ergab als Bestandteile Arsen (39 %) Kupfer (32 %) und überraschenderweise einen relativ hohen Anteil an Zink (29 %). Für eine Untersuchung mittels RDA reichte das Material leider nicht aus.
Demnach sollte es sich hier um einen Mischkristall zwischen den Endgliedern Adamin Zn2(OH/AsO4) und Olivenit Cu2(OH/AsO4) handeln. Dabei muss aber fraglich bleiben, ob es sich um ein kupferhaltiges Zinkarsenat also „Cuproadamin“ oder um ein zinkhaltiges Kupferarsenat, also „Zn-Olivenit“, handelt. Beide in Frage kommenden Varietäten gehören, laut der Mineralsystematik nach STRUNZ, in die Gruppe der wasserfreien Arsenate mit fremden Anionen (hier: OH-Radikale) und stellen jedenfalls einen überraschenden Neufund für Altenmittlau dar, womit sich die Anzahl der bisher nachgewiesenen Mineralien dieser besonders in geologischer Hinsicht bedeutenden Lagerstätte wiederum erhöht hat.
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Danksagung
Meinen herzlichen Dank möchte ich Herrn Günter Blaß aus Eschweiler für die durchgeführten Analysen aussprechen.
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Literatur
BLEUEL, M. (1985): Altenmittlau - Eine berühmte Azurit-Fundstelle.- Lapis 10, 1, 13-16.
BODE, R.; WITTERN, A. (1989): Mineralien und Fundstellen Bundesrepublik Deutschland.- 303 S., Haltern (Bode).
BOSSE, P.; BLEUEL, M. (1988): Nicht nur Azurit - Altes und Neues aus Altenmittlau.-EMSER HEFTE 9, 1, 56-64.
BÜCKING, H. (1861): Erläuterungen zur geologischen Specialcarte, Blatt Langenselbold.
WILKE, H.-J. (1979): Mineralfundstellen Hessen.-S. 156f., München (Weise).
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Hinweise
Dieser Fundortbeitrag wurde bereits in der Zeitschrift „Mineralienwelt“ - Ausgabe 6/99, S.19 vom Autor unter seinem Echtnamen publiziert!
Sehr zum Ärgernis der Mineraliensammler, wurde der Steinbruch inzwischen schon vor Jahren rekultiviert, sodass ein Betreten nicht mehr möglich ist!
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