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Künstliche Produkte - synthetische Steine

Krsitallzüchtung - synthetische Steine

Zirkonia
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Künstliche Produkte - synthetische Steine

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Gepostet: 12.10.2016 - 15:09 Uhr  ·  #1
Nicht jeder Edelstein ist ein echter in der Natur vorkommender Edelstein und nicht jeder gezüchtete Edelstein ist ein synthetischer Edelstein.

"Synthetisch" darf sich in der Edelsteinkunde / Gemmologie nur nennen, wenn das künstliche Produkt im Wesentlichen die gleiche chemische Zusammensetzung, die gleichen physikalischen Eigenschaft und die gleiche Kristallstruktur hat, wie das natürlich entsprechende Vorbild in der Natur.

Man trennt somit in der Edelsteinkunde "synthetische Edelsteine" von "künstlichen Steinen"; wobei künstliche Steine künstliche kristalline Pordukte sind, ohne bekannte Entsprechungen in der Natur zu haben.

Synthetische Edelsteine sind somit beispielsweise nur:
synthetisch Diamant
synthetisch Korund Rubin
synthetisch Korund Padparadjah
synthetisch Korund Saphir
synthetisch Korund in verschiedenen Abfarben
synthetisch Quarz
synthetisch Beryll Smaragd
synthetisch Beryll Morganit
synthetisch Beryll Aquamarin
synthetisch Chrysoberyll Alexandrit
synthetisch Opal
synthetisch Jade
synthetisch Turmalin
synthetisch Spinell in verschiedenen Abfarben
synthetisch Cassiterit
synthetisch Greenockit
synthetisch Lapislazuli
synthetisch Rutil
synthetisch Scheelit
synthetisch Sphalerit
synthetisch Türkis
synthetisch Wurtzit

Verschiedene Synthesen können in verschiedenen Kristallzüchtungsverfahren hergestellt werden.

Die bekanntesten Begriffe aus der Kristallzüchtung sind
Hydrothermalverfahren
Kristallzüchtung aus der Schmelze
Verneuil-Verfahren
Flammenschmelzverfahren
Züchtung aus schmelzflüssiger Lösung
Flux-Melt
Diffussionsschmelzverfahren
Gradientenverfahren
Kühlungszüchtung
VGF-Verfahren (vertical gradient freezing)
Czochralski-Verfahren
Tiegelziehverfahren
Ziehen aus der Schmelze
Bridgman-Verfahren
Stepanov-Verfahren = modifiziertes Czochralski-Verfahren
E.F.G.-Verfahren ((Edge-defined, Film-fed Growth))
HPHT -Verfahren (englisch: high-pressure high-temperature)
CVD - Verfahren (chemische Gasphasenabscheidung )
Hochdrucksynthese

Eine Unterscheidung zwischen natürlich und synthetisch ist für den Laien bei geschliffenen Edelsteinen nicht möglich.

Verschiedene Synthesen hat man auch eingestellt, da sie sich kommerziell nicht gelohnt haben wie beispielsweise bislang der synthetische Turmalin. Die meisten im Handel erhältlichen Turmalinimitationen sind synthetisch Spinell grün Turmalin aus der Verneuilsynthese. Eine Bezeichnung "synthetisch Turmalin" ist hier nicht korrekt, die richtige Bezeichnung muß lauten "synthetisch Spinell grün Turmalin" oder "turmalinfarbener synthetischer Spinell".

Auch hier liegt die CIBJO-Nomenklatur zugrunde, welche auch die DMF-Mitglieder beherzigen.

Im Gegenzug hierzu gibt es dann einen gesonderten Beitrag über "künstliche Produkte" bzw. "künstliche Steine".


Bilder folgen.
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Zirkonia
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Synthetischer Diamant

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Gepostet: 04.11.2016 - 10:53 Uhr  ·  #2
Künstliche Steine kann man eigentlich recht einfach von den Echten unterscheiden, anders verhält es sich jedoch bei den synthetischen Steinen.

Seit geraumer Zeit gibt es zwischenzeitlich auch vermehrt synthetische Diamanten. Diese müssen ganz klar als "synthetisch" deklariert bzw. ausgewiesen werden und die Bezeichnung darf keinen Bezug zu "echt" und "natürlich" haben, da dies sonst irreführende Werbung ist, die gerichtlich geahndet werden kann. Beispiel war vor vielen Jahren der damals im Mode gekommene GE-Diamant (aus der Züchtung von General Electric). Die gemmologischen Labore sind gehalten, bei Prüfung solcher Steine, eine Kennzeichnung an der Rondiste vorzunehmen.

Es ist üblich, die Zertifikate (Diamond Report) solcher synthetischer Diamanten in "gelb" herauszugeben, im Gegensatz dazu sind die Zertifikate natürlicher Diamanten in "blau" gehalten.

Da es bei den natürlichen Diamanten sowohl Typ Ia Typ Ib und Typ IIa und Typ IIb gibt, ist es auch für manchen Gemmologen nicht immer einfach, echt von synthetisch zu unterscheiden. Einfache Geräte zur Bestimmung reichen hier nicht aus und es wird empfohlen, sich bei Unklarheiten sicherheitshalber an die seriösen gemmologischen Labore HRD, GIA und IGI
HRD Antwerp
IGI JEWEL
bzw. die DGemG in Deutschland und/oder die ÖGemG in Österreich bzw. die SSEF in der Schweiz zu wenden.
Deutschen Gemmologischen Gesellschaft
Swiss Gemmological Institute SSEF

Im Foto zeige ich Euch eine Expertise eines synthetischen Diamanten und ein unter dem Mikroskop gemachtes Foto der Lasergarvur LABORATORY GROWN in der Rundiste.
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synthetisch Diamant Auszug Diamond Report IGI Laboratory Grown Diamond.  .JPG
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synthetisch Diamant mit Lasergarvur LABORATORY GROWN in der Rundiste .JPG
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Zirkonia
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Synthetischer Rubin und Synthetischer Saphir

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Gepostet: 04.11.2016 - 11:19 Uhr  ·  #3
Die wohl bekannteste (und am Markt am häufigst anzutreffende) Synthese im Korundbereich sind der synthetische Korund Rubin und synthetisch Korund Saphir aus der Verneuilzüchtung.

Korundbirnen aus der Verneuilzüchtung gibt es nur als Hallbirnen (half boule), denn da die Spannung so hoch ist, muß die Birne (Boule) unmittelbar nach der Züchtung gespalten werden.

Wer meint, synthetisch Korund Rubin und synthetisch Korund Saphir gäbe es nur in einer Farbe, der täuscht sich gewaltig. Es gibt eine Vielzahl von Farben und Farbnuancen, die sogar international einheitliche Farbnummernbezeichnungen haben (die allerdings meist nur die Schleifindustrie kennt). Ich zeige Euch mal so eine Farbpalette, damit ihr sehr, wieviele Korundfarben momentan synthetisch gezüchtet werden.

Es sei noch zu erwähnen, daß synthetisch Korund nicht nur nach dem Verneuilverfahren gezüchtet wird, sondern auch in anderen Kristallzüchtungsverfahren. Dementsprechend kennt sich auch der Gemmologe aus und kann - bei entsprechendem Wissen - sogar erkennen, aus welcher Züchtung ein synthetischer Korund stammt.

Synthetischer Korund aus der Verneuilsynthese erkennt der Gemmologe an den gebogen Anwachsstreifen und den teils sichtbaren Gasblasen. Neuere Züchtungen sind schwerer zu unterscheiden als ältere.

Synthetisch Korund aus der Hydrothermalzüchtung (nach Chatham) erkennt der Fachmann an sogenannten zerknitterten oder geglätteten Flüssigkeitsfahnen und teils an Schmelzrückständen. Synthetisch Korund nach Kashan erkennt man an parallellliegenden Negativkristallen und zum Teil mit gefüllten Schmelzrückständen.

Die "gefährlichste" Rubin-Imitation ist der synthetische Rubin nach Knischka. Hier tun sich ungeübte Fachleute sehr schwer, diesen von natürlichen zu unterscheiden.

Handelsbezeichnung für synthetische Rubine sind u.a.
Verneuil-Rubin
Chatham-Rubin
Kashan-Rubin
Ramaura-Rubin
Knischka-Rubin
Lechleitner-Rubin

Aber auf das Thema Handelsbezeichnung gehen wir ein anderes Mal detaillierter ein, ....
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Korund synthetisch nach Verneuil.jpg
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syn. Korund Rubin rosa.JPG
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Zirkonia
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Re: Künstliche Produkte - synthetische Steine

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Gepostet: 04.11.2016 - 11:25 Uhr  ·  #4
Und nun folgt noch der synthetische Spinell aus der Verneuilzüchtung.

Die Spinellbirne enthält keine Spannung und wird daher als Vollbirne belassen.

Somit können aus einer Vollbirne auch logischerweise größere / dickere Steine geschliffen werden als aus einer Halbbirne.

Auch in diesem Bereich gibt eine Vielzahl von Farben und Farbnuancen, die international einheitliche Farbnummernbezeichnungen haben. Ich zeige Euch so eine Farbpalette, damit ihr sehr, wieviele Spinellfarben momentan synthetisch gezüchtet werden.

Synthetische Spinelle erkennt der Gemmologe an eventuellen Gasblasen und unter dem Polariskop undulöser Auslöschung. Farblose synthetische Spinelle sind unter UVS weißlich bis hellblau, rosafarbene synthetische Spinelle sind inert, gelbe bis gelbgrüne synthetische Spinelle sind unter UVS und UVL apfelgrün und blaufarbene synthetische Spinelle sind unter UVL rötlich.

So eine Farbpalette ist auch ein gutes Beispiel, daß man anhand Fotos nicht unterscheiden kann, ob es sich um einen Aquamarin, einen Blautopas, einen blauen Spinell, einen blauen Glasstein, einen blaufarbenen Zirkonia etc. und oder einer Verneuilsynthese unterscheiden kann (siehe Stefans Thread "Roschlau's edle Steine". 😉
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syn. Spinell grün (Erinit) rd. fac. 18,00 mm aus Verneuilrohbirne.JPG
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Re: Künstliche Produkte - synthetische Steine

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Gepostet: 04.11.2016 - 18:04 Uhr  ·  #5
ach.. da war aber wieder jemand sehr fleißig! :) Das muss ich mir erst mal alles noch in Ruhe durchlesen. Danke einstweilen, Inge! 😉
Zirkonia
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Re: Künstliche Produkte - synthetische Steine

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Gepostet: 07.11.2016 - 13:06 Uhr  ·  #6
Der meiner Meinung noch sehr wichtige synthetische Edelstein ist der synthetische Moissant.
Als dieser auf den Markt kam, zog er viel Aufmerksamkeit auf sich. Mittels normaler Diamanttester war er damals nicht identifizierbar, das heißt, er schlug automatisch Diamant an. Erst bei den neueren Diamant-Moissanit-Testern schlägt er über Diamant hinaus an und ist somit als synthetischer Moissanit erkennbar.

Der synthetische Moissanit übertrifft Diamant sowohl in der Lichtbrechung (Refraktive Index), als auch in der Dispersion. Lediglich in der Härte nach Mohs ist der synthetische Moissanit (9,25) dem Diamant (10) unterlegen.

Früher waren die synthetischen Moissanite nicht reinweiß, sondern leicht blau-grün-gelbstichig. Mittlerweile gibt es auch reinweiße Steine.

Bekanntester Rohwarenzüchter ist Cree und bekanntester synthetisch: Moissanit Schleifer ist Charles & Colvard
Man spricht als Hersteller/Schleifer hier auch von dem Hersteller-/Schleifernamen C3 (3x der Buchstabe "C" für Cree, Charles und Colvard).

Mehr über synthetische Moissanite kann man hier nachlesen:
Moissanite FAQ

Und ich zeige Euch in der Zwischenzeit ein Foto eines synthetisch Moissanit geschliffen als Cushion Cut.
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Moissanit synthetisch Cushion Cut 6,5x6,5 mm.jpg
Dateiname: Moissanit synthetisc … 5 mm.jpg
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McSchuerf
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Re: Künstliche Produkte - synthetische Steine

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Gepostet: 07.11.2016 - 19:05 Uhr  ·  #7
Sehr interessant! Danke für die Vorstellung dieses Steins. 😉

Dazu passen dann auch zur Ergänzung Infos zum natürlichen Vorkommen vom Siliziumcarbid Moissanit (SiC) ..

Moissanite

Zitat
.. discovered the natural occurrence in the Canyon Diablo meteorite.


.. von diesem Meteoriten, von dem auch der Moissanit als TL (Typolokalität) stammt, hier noch ein Foto eines Bruchstücks aus meiner Sammlung ..
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_Meteorit_Nickel-Eisenmeteorit_Arizona_Widmannstaett._Peter.jpg
Dateiname: _Meteorit_Nickel-Eis … eter.jpg
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Titel: _Meteorit_Nickel-Eisenmeteorit_Arizona_Widmannstaett._Peter.jpg
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