Immer wieder kommt es vor, dass beginnende Mineraliensammler fragen: wie soll ich denn nun sammeln? Dann kommen von den “alten Hasen” Ratschläge über Ratschläge, von überbordender Mannigfaltigkeit und nicht selten sich grundlegend widersprechend. Ratlosigkeit ist oftmals die Folge - soll ich´s dann nicht doch lassen? Das ist mir alles zu kompliziert... Die Frage sollte sein: wie will ich sammeln?
Zunächst folgendes: man probiere etwas herum, bis ein bestimmtes Gebiet einen “packt”. Vielleicht gibt es schon etwas, was mich besonders interessiert, was mich vom Gefühl her besonders anspricht. Aber schauen wir uns ein paar der Vorschläge an, beginnend mit dem “Sammelgut”, den Mineralien selbst. Ich kann alles sammeln, alles was mir gefällt, ich kann nach der chemischen Zusammensetzung gehen und eine Systematik erstellen, ich kann ein bestimmtes Mineral (z.B. Quarz oder Fluorit) sammeln oder mich einem bestimmten Gebiet zuwenden. Auch hier ist die Frage: was ist mir wichtig? Ist mir nur ein bescheidener finanzieller Rahmen gegeben, so sollte mein Sammelgebiet nicht ein klassisches, erloschenes Bergbaugebiet betreffen, von dem man heute nur mehr teure Stücke bekommt. Gleiches gilt, wenn ich mich frage, warum ich einen teuren mickrigen Bleiglanz aus dem Siegerland kaufen soll, wenn ich für das gleiche Geld einen tollen großen Würfel aus Tennessee bekomme. Sodann: will ich eine große Varianz in der Sammlung und ständige “Neueingänge” oder genügen mir eine Zusammenstellung einfacher Art bzw. wenige, erlesene Stufen.
Als nächstes kann ich mich für die Art der Beschaffung entscheiden. Es gibt Sammler, die kaufen partout nichts. Sammeln heißt für sie selber finden und höchstenfalls einmal tauschen mit guten Bekannten. Andere kaufen für hohe Summen, was sie können. Wenn ich in einem Bergbaugebiet wohne, so kann ich mir natürlich eine Sammlung auch durch das Selbersammeln anlegen. Vielfach aber werde ich nicht an die großen schönen Stücke herankommen, welche ich von diesem Ort im Museum gesehen habe (die Puristen unter uns verlangen danach allerdings auch nicht!). Wohne ich fernab, werde ich heute um den Kauf kaum herumkommen. Bin ich Purist, kann ich natürlich zu den fündigen Orten fahren und mein Glück versuchen. Bin ich Pragmatiker, frage ich mich, ob ich mir für den Fahrpreis nicht doch eine alte Stufe kaufe, die ich so wohl ohnehin nicht mehr auffinden würde.
Irgendwann gelange ich an einen Punkt, der in jedem Sammlerleben erreicht wird. Die Sinnfrage. Einerseits hervorgerufen durch den etwaigen Umstand, dass ich kaum mehr etwas neues bekomme, andererseits dadurch, dass ich den Eindruck habe, andere Sammler haben immer bessere Stücke als ich selbst. Dies ist ein durchaus gefährliches Momentum. Der Neid, den der Sammler immer zügeln sollte (ganz besiegen wird er ihn nie!), kann mir das Sammeln verleiden, er lässt vielfach wirklich schöne Stufen aus der eigenen Sammlung blass und minderwertig erscheinen (bei Zeitgenossen mit gefestigterem Ego kann auch der umgekehrte Fall eintreten...). Jeder Sammler, sei er noch so vermögend und mit guten Beziehungen ausgestattet, wird alles in seiner Sammlung irgendwo immer noch besser, noch makelloser sehen. Ja, das gilt auch für jene irregeleiteten Zeitgenossen, die der Meinung sind, für sie wäre immer nur die jeweils beste Stufe eines jedweden Fundorts gut genug. Natürlich sollte man schlechte Stücke nach und nach gegen bessere austauschen, doch sollte diese Praxis nicht zum Exzess verkommen. Eine Stufe sollte nach Möglichkeit unbeschädigt sein und einen (wie auch immer gearteten und immer subjektiv wahrgenommenen) ästhetischen Aufbau besitzen. Dies bedingt nicht, dass es sich hierbei nicht auch um eine Kleinstufe oder ein Stück mit kleinen Kristallen handeln kann! Wichtig ist, dass das Stück den Sammler zufrieden macht, so zufrieden, dass er beim Beschauen eines prächtigeren Stückes nicht sogleich den Wunsch verspürt, das eigene Mineral sofort aus der Vitrine zu werfen. Auch hier ist der oberste Grundsatz: was entspricht meinen Möglichkeiten? Habe ich die Mittel, Stufen fünf-, sechs-, oder siebenmal zu ersetzen? Muss es letztenendes immer der absolute, unübertreffbare Top-Kracher sein?
Was ist der Zweck der Sammlung? Es sei angemerkt, dass eine Hobbysammlung sui generis keinen Zweck i.e.S. benötigt, es sei denn jenen des Vergnügens ihres Besitzers. Es gibt Sammler, die sammeln um der Wertanlage willen. Jedes Schnäppchen (sei es noch so teuer!) und jedes im Geldsinne wertvolle Stück verschafft ihnen Vergnügen. Nun, es sei zugestanden, dass ein guter Kauf immer ein positives Gefühl hervorruft. Nur mache man sich davon frei, lediglich aus Wertgründen zu sammeln: der Geist des zu Sammelnden geht verloren, man verliert den Blick für das Einfache. So ist die Sammlung also ein streng wissenschaftliches Gebilde? Sie ist kein Museum, sondern ein nach subjektiven Maßstäben errichtetes Konstrukt. Dennoch: jede Kollektion sei so aufgebaut, dass sie in einen Museumsbestand übergehen könnte. Das betrifft vor allem die Dokumentation. “...ich habe an jedem Stücke meines Besitzes etwas gelernt”, so meinte Goethe weiland von seiner eigenen Sammlung. Da ist ein mächtig Körnchen Wahrheit drin, an welches der Sammler sich halte.
Nach all den ernsten, gewichtigen Hinweisen aber sollte eines im Vordergrund stehen: sammle zu deiner eigenen Freude, habe Spaß an jedem Stück, welches deine Sammlung bereichert. Andere haben größere, viel schönere Stufen? Versuche, mit dem Erreichten zufrieden zu sein und den Neid zu zügeln. Neid ist ein falscher Ratgeber für den gewissenhaften Sammler. Er verblendet und verstellt den Blick für das Wesentliche. Wer sich beim Sammeln nur an anderen orientiert, danach trachtet, das selbe wie der Nachbar zu bekommen - möglichst noch größer und bunter - dessen Sammlung wird niemals wirklich seine eigene sein, es werden in Wahrheit Dritte sein, die seine Sammlung aufbauen. Denke immer daran: immer wird jemand noch bessere Sachen haben. So geht es auch dem Sammler, der 50.000, 100.000 oder 1.000.000 Euro Jahresbudget erübrigen kann. Auch er schaut grämlich auf den, dessen Finanzen so gut wie gar keine Grenzen mehr kennen. Diese Menschen aber lassen sich von dem leiten, was gemeinhin als “der Markt” bezeichnet wird. So bunt schillernd, aber auch so schwammig wie dieser Begriff wird sich ihre Sammlung darstellen. Probiere immer einen eigenen Weg zu gehen, ausgetretene Pfade führen selten zu Glück und Zufriedenheit. Lasse dich dabei nicht von Stimmen beirren, die deinen Weg für zweifelhaft, ja lächerlich halten. Es soll nicht ihr Weg sein. Du wirst sehen, bald schon wird sich der ein oder andere an dir orientieren. “Was der kauft, das kann so schlecht nicht sein. Was der hat, das sollte ich vielleicht auch haben”. Nehme nur, was du auch wirklich selbst haben willst. Niemals jedoch wirst du dich ganz von dem Blick auf andere frei machen können, Sammeln bedeutet schließlich auch immer Interaktion und bewusstes wie unterbewusstes Schauen auf die Sammlungen und Sammlungsweisen der anderen. Hier wirst du Inspirationen erhalten, die nicht gleichzusetzen sind mit dem Gefühl des Auch-haben-Wollens! Schlussendlich aber musst du immer selbst zufrieden sein mit dem, was du kaufst oder tauschst. Dies gilt nachgerade auch für die Preise der Stufen, welche du kaufst. Einige Hinweise dazu seien mir gestattet, wenngleich Preise immer subjektiv sind. Der Überblick über eine Preisstruktur in einer so inhomogenen Sparte wie den Mineralien verlangt einiges an Erfahrung. Es gibt für “Steine” keinen Katalog. Mineralien sind kein gefertigtes Produkt, jede Stufe ist einzigartig! Bestimmte Mineralarten und Fundorte werden fast immer gute Preise im Sinne des Verkäufers erzielen. Es braucht Zeit, diese kennen zu lernen. Die Parameter der Preisgestaltung sind mannigfaltig: Mineral, Fundort, Paragenese, Ausbildung, Vorgeschichte sind nur einige davon, beliebig kombinierbar zudem. Zu Beginn seiner Sammeltätigkeit wird jeder dem ein oder anderen Fehlkauf erliegen. Wichtig ist, die Augen offen zu halten. Nach und nach wird man ein Gefühl für Preise bekommen und auch für die Parameter, die diese Preise bestimmen. Das Gros vergleichbarer Stufen hat bei den meisten Anbietern ein etwa ähnliches Preisniveau, so dass man Ausreißer nach oben und unten erkennen kann. Mit Abstrichen gilt das natürlich für Internetauktionen. Hier "rutschen" Seltenheiten durch oder zwei Menschen bieten sich gegenseitig "dumm und dusslig". Die Frage: was ist das wert? ist aber noch schwieriger stichhaltig zu beantworten als: was soll ich sammeln? Persönlich würde ich sagen, wer sich ernsthaft und tief in die Materie begibt, vorausgesetzt eine Sammelzeit von 10-15 Jahren, der dürfte ein Gefühl für Preise bekommen, dafür, was beliebt und gesucht ist. Es sind oft "die selben Verdächtigen".