Darf ich eine kleine Korrektur bzw. Erweiterung anfügen?
Edelsteine sind Schmucksteine, also
bearbeitete Mineralien (eigentlich Materialien!), damit sie in Schmuck oder Kunstobjekten bzw. Kunstgegenständen verarbeitet werden können.
Die Aussage, daß Edelsteine bzw. Schmucksteine eine Härte von über 7 aufweisen müssen, ist veraltet und auch die Aussage der Seltenheit trifft nicht zu.
Prof. Dr. Walter Schumann beschreibt dies in seinen Büchern, indem er darlegt, daß es keine allgemein gültige Definition für den Begriff Edelstein gibt und spricht daher über "Schmuck- und Edelsteine" bzw. "Edel- und Schmucksteine". Also mit Betonung und in Verbindung auf das "und".
Ich zitiere nun aus Schumann's blv-Buch Edelsteine und Schmucksteine 15. aktualisierte Auflage:
Weil die geschätzten Eigenschaften der Edelsteine gewöhnlich erst durch Schleifen und Polieren richtig zur Wirkung kommen, sind wirkliche Edelsteine auch stets geschliffene Edelsteine. Schleifen und Polieren bedeutet Veredelung einer manchmal sonst unscheinbaren Rohware.
Entsprechend der Definition der internationalen Handelsorganisation CIBJO zählen Perlen, Perlmutt und Korallen ebenfalls zu den Schmucksteinen wie synthetische Edelsteine, Imitationen und künstliche Produkte.
Die Begriffe und Einteilungen wurden unter Bezug auf Handelsbrauch und in Übereinstimmung mit den Einteilungen und der Praxis des internationalen Edelsteinhandels von der CIBJO festgelegt und niedergeschrieben.
Wichtig im Bereich der Edelsteine sind daher die Vorschriften der CIBJO
https://de.wikipedia.org/wiki/CIBJO.
Bekannt in der Branche ist hier das sogenannte Blaue Buch
http://www.cibjo.org/introduction-to-the-blue-books/
welches auch mir vorliegt.
Es erfolgt grundsätzlich eine Einteilung der Materialien und Produkte in
- natürliche Materialien und
- künstliche Produkte
und wird innerhalb dieser Einteilung erneut unterteilt.
Es gibt darüberhinaus eine Nomenklatur für Edelsteine und organische Substanzen, in welcher auch bestimmte Handelsnamen zugelassen sind. Steine und organische Substanzen, die beispielsweise nicht im Anhang A des Blauen Buches aufgelistet sind, müssen mit ihrem mineralogischen (IMA anerkannt) oder geologischem Namen bzw. biologischen Namen benannt werden.
Edelsteine sind daher sowohl natürlichen, anorganischen, organischen, tierischen, pflanzlichen Ursprungs gleich wie auch verändert (in Hinblick auf Farbe oder Reinheit), künstlich produziert wie rekonstruiert, zusammengesetzt, synthetisch und künstlich und darüber hinaus zählen auch alle künstliche Produkte dazu, die das Aussehen von Edelsteinen, Schmucksteinen oder organischen Substanzen imitieren.
Das Thema ist zu komplex, um hier in einem einzelnen Beitrag darauf einzugehen.
Der Oberbegriff ist somit Edelsteine und hierzu zählen nur bereits polierte, geschliffe und facettierte Materialien, die dann wiederum zu Schmuck oder Kunstobjekten weiterverarbeitet werden.
Dies sind dann beispielsweise getrommelte Steine (die man nur bohren braucht, um als Schmuck zu verarbeiten), polierte Steine (ebenfalls durch Bohren tragbar), facettierte Steine (welche in Schmuck geklebt, gefasst und/oder gegossen und/oder auch gebohrt werden können) und Cabochons (welche in Schmuck gefasst und/oder geklebt werden können).
Deswegen ist die Edelsteinkunde = Gemmologie auch ein spezielles Teilgebiet der Mineralienkunde = Mineralogie.
Ich hoffe, ich habe Euch nicht zu sehr verwirrt, ...
Gruß
Inge